Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
GOLDINGER, Walter: Das ehemalige Adelsarchiv
498 Archivberichte Indices verzeichneten Stücke vorhanden waren. Traf dies nicht zu, verschaffte man sich Abschriften aus den Reichsregistern und legte sie an der gehörigen Stelle ein. Im Schlußbericht der Archivdirektion der Hofkanzlei vom 14. Juli 1846 heißt es, daß aus der deutschen Expedition 15.765, aus der lateinischen 4797 Akten übernommen worden waren, insgesamt also 20.562 Stück, die jetzt in eine einzige alphabetische Reihe gebracht und zur Unterscheidung von den Adelsakten der Hofkanzlei mit andersfarbigen (roten) Umschlägen versehen wurden. Es entstanden auf diese Weise 160 neue Faszikel. Aspirationen, auch die Reichsregister zu gewinnen, hatten keinen Erfolg37). Hingegen gelang es 1850, die Reichstaxbücher zu erwerben, in denen gelegentlich ein letzter Beweis über eine erfolgte Gnadenverleihung zu finden ist, wenn Konzepte und Reichsregister versagen. Nach Fertigstellung des Neubaues des Haus-, Hof- und Staatsarchivs wurden sie im Jahre 1906 diesem übergeben38). Der übernommenen Verpflichtung gemäß, die rechtlichen Charakter hatte und keineswegs vom Gedanken des archivischen Herkunftsgrundsatzes berührt war, blieben die Reichsadelsakten abgesondert. Bei der Ordnung machte man mehrfach die Wahrnehmung, daß sich das Konzept eines Diploms etwa bei den Reichsadelsakten befand, während das dazugehörige Gesuch bei den Akten der Hofkanzlei zu suchen war, und umgekehrt. Später ging man daran, die ursprünglich auf Zetteln in 2 Reihen aufgenommenen Adelsakten in einem einzigen alphabetischen Bandrepertorium zu verzeichnen, das heute noch im Gebrauch steht und jeweils bei den Namen die Zugehörigkeit zur Serie der Reichs- oder der Hofkanzleiakten angibt39). Über die Geschichte des Adelsarchivs in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Es führte als Registratur der Obersten Adelsbehörde, des k. k. Ministeriums des Innern, ein der Außenwelt ziemlich verborgenes Dasein. Wäre es zur Schaffung eines Zentralstaatsarchivs gekommen, hätte man diesem wohl auch die Funktionen einer heraldischen Kammer übertragen40). Ebenso wie das allgemeine Archiv im Ministerium des Innern wurde auch das Adelsarchiv zu den Hilfsdiensten gerechnet, die über keinen Beamten mit Hochschulbildung verfügten. Es sind auch kaum Namen bekannt. Nach 1852 ist der verdiente Bretschneider ausgeschieden, später wird ein Beamter namens Finger genannt. Auch er gehörte dem Kanzlei- bzw. Registraturdienst an. Ihm folgten Franz Altmann41) und 37) AVA: Adelsgeneralia 21. 38) G r o ß, a. a. 0., 372. 39) AVA: Adelsgeneralia 1/4. Für die Zeit ab 1823 stellt das von Karl Fr. Frank-Döfering 1928 herausgegebene Altösterreichische Adelslexikon einen brauchbaren Behelf dar. 40) G o 1 d i n g e r, Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957, 26. 41) Geb. Linz 4. X. 1814, seit 1835 im Staatsdienst beim Provinzialtaxamt in Oberösterreich, erhielt 1875 das Goldene Verdienstkreuz, 1881 den Titel Kaiserlicher Rat und am 10. XII. 1882 anläßlich der Pensionierung den Franz Joseph-Orden. AVA: Präs. d. Min. d. Innern 56/1883. Altmann ist am 30. V. 1889 in Wien gestorben.