Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

NECK, Rudolf: Die österreichische Archivausstellung in Moskau (Oktober 1959) und die österreichisch-sowjetische Archivausstellung in Wien (Juli 1960)

482 Archivberichte die ausgestellten Karten aus dem Kriegsarchiv und frühe Photos über die Belagerung Sewastopols im Krimkrieg sowie eine Karte des Kaspischen Meeres, die eine Beilage zu einem Bericht des österreichischen Botschaf­ters am Zarenhof aus dem Jahre 1780 bildete. Der Aufenthalt des österreichischen Archivars in Moskau war ursprüng­lich bis 10. Oktober begrenzt gewesen, mußte jedoch um eine Woche bis zum Ende der Ausstellung verlängert werden. Da es notwendig war, in der Zeit, in der die Ausstellung geöffnet war, ständig in der eigens mit einem Telephon eingerichteten Direktionskanzlei anwesend zu sein, blieben dem Archivar für die Besichtigung der zahlreichen Sehenswürdigkeiten Moskaus nur die Vormittags- und späten Abendstunden. In erster Linie lernte er natürlich das gigantische Institut der Lenin-Bibliothek kennen und war vom Umfang und von der Intensität des wissenschaftlichen Betriebes sehr beeindruckt. Von besonderem Interesse war dabei für ihn die Handschrif- tensammlung dieser Bibliothek. Auch mit dem sowjetischen Staatsarchiv konnte engerer Kontakt auf­genommen werden, vor allem mit dem Zentralen Staatsarchiv der alten Akten. Das sowjetische Archivwesen ist bekanntlich zentralistisch organi­siert, das Staatsarchiv gliedert sich in neun Abteilungen, die der Archiv­hauptverwaltung unterstehen8). Das 1930 gegründete Historische und Archiv-Institut in Moskau, dessen Lehrgänge auch die Ausstellung besuch­ten, sorgt für eine gründliche Ausbildung des zahlreichen Personals. Von besonderem Interesse war auch der große Archivneubau des Staatsarchivs, der im Herbst 1959 seiner Vollendung entgegenging9). Autonom von der Archivhauptverwaltung existieren in Moskau noch die Archive der sowje­tischen Akademie der Wissenschaften, des Marx-Lenin-Instituts, mit dem der österreichische Archivar durch Vermittlung des österreichischen Bot­schafters persönlichen Kontakt für eigene Forschungsfragen aufnehmen konnte, und zuletzt das Archiv des Ministeriums des Äußern. Letzteres ist wegen der zahlreichen Publikationen für die Geschichtswissenschaft des Westens von besonderer Bedeutung. Neben der großen seit 1957 erschei­nenden Aktenedition zur Außenpolitik der Sowjetunion seit 1917 10 *) wurde im Jahre der österreichischen Archivausstellung in Moskau ein Werk über die Konferenz von Locarno veröffentlicht u) und gerade in den Tagen der Ausstellung erschien in den Buchhandlungen und Kiosken der sowjetischen Hauptstadt eine Publikation über die sowjetisch-französischen Beziehun­gen im Zweiten Weltkrieg 12), die ziemlich viel von Interessenten aus allen Volksschichten gekauft wurde. Von größter Bedeutung wird wohl die seit 1960 herausgegebene Aktenpublikation über die Außenpolitik des Zaren­8) Vgl. dazu den von G. A. Belov u. a. herausgegebenen Archivführer Gosu- darstvennie Archiv Sojusa SSR. Moskau 1956. 9) S. I. P. Voronin, Istoriceskij Archiv 1960, 2, S. 252 ff. 10) Dokumenty vnesnej politiki SSSR. Der 1960 erschienene 4. Band reicht bis Ende 1921. u) Lokarnskaja Konferenzija 1925 g. Moskau 1959. 12) Sovetsko-francuzskie otnosenija vo vremja velikoj otecesvennoj voiny 1941—1945 gg. Moskau 1959.

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