Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 33 ser und Maximilian auf den ihm genehmen Weg festlegen ä9). Inzwischen hatte auch die Vermittlung Morones ihre ersten Erfolge gezeitigt59 60 * 62). Arco erhob in Form einer bescheidenen Anregung Mitte Juli noch einmal seine Stimme für rücksichtslose Konsequenz. Bisher habe der Papst viel zu wenig auf die Wünsche des Kaisers geachtet, jetzt aber könne man ihn dazu zwingen; die Haltung Philipps II. sei noch ungewiß, von den Fran­zosen aber habe Pius IV. das Schlimmste zu erwarten. Die Auflösung des Konzils könne binnen kurzem einen europäischen Krieg zur Folge haben, in dem wiederum die päpstlich-spanische Partei auf die Hilfe des Kaisers und Maximilians angewiesen sein würde; denn der König von Spanien könne anders Flandern schwerlich halten und ohne Zusammengehen der Casa d’Austria auch kaum ein Heer aufstellen. Diese Gefahren aber böten dem Kaiser die große Gelegenheit, seinen eigenen Vorteil zu wahren, vor allem in der Approbationsfrage come nell’altre cose, poiché si vede ch’ogni- uno attende alle cose proprie, ne fa piü che tanto conto de gl’altri et del ben publico91). Und ähnliche Überlegungen schickte Arco noch Ende Juli nach Wien, als der Kardinal von Lothringen bereits seine Schwenkung voll­zogen hatte und in päpstlichem Sinne auf den Kaiser einzuwirken trach­tete °2). Dieser Anregungen hätte es freilich nicht mehr bedurft, denn Delfino setzte auf seine Art den diplomatischen Ausgleich schließlich durch63). Im Konsistorium vom 5. Februar 1564 rechtfertigte sich Pius IV. vor den Kardinälen wegen seines Entgegenkommens gegenüber Maximilian und seines Verzichtes auf die Obödienzleistung °4). Es schien jetzt völlige Ein­tracht in dieser Frage zu herrschen, und dennoch hatte die Sache noch ein unerfreuliches Nachspiel. Als nämlich am 7. April 1564 Graf Georg von Helfenstein als Approbationsgesandter Maximilians vor dem Papst seine Oration vorgetragen hatte, erwähnte Pius IV. in seiner Antwort, die Helfenstein trotz seines Begehrens schriftlich vorenthalten worden war, die Mängel, die der Wahl Maximilians anhafteten, und annullierte die­selben kraft päpstlicher Autorität, — als ob es über diesen Punkt nie eine Diskussion mit dem kaiserlichen Gesandten gegeben hätte. Der Versuch einiger Kurialer, besonders des Geheimsekretärs Tolomeo Galli, Helfen­stein auch noch eine Approbationsbulle aufzudrängen, scheiterte jedoch am Dazwischentreten Arcos. Diese Schlappe konnte Pius IV. dem Gesandten nicht vergessen; noch nach Monaten beschuldigte er ihn, Helfenstein, der 59) Nuntiaturberichte II 3, LII—LVI. 60) Nuntiaturberichte II 3, 349 f. — Holtzmann 479. — Constant, Concession 174, 180, 226, 240. «i) Bericht Arcos vom 14. Juli: Rom Korr. 20, tw. bei S ickel 562. 62) Bericht Arcos vom 31. Juli: Rom Korr. 20. 63) Nuntiaturberichte II 3, LVI—LVIII. °4) Bericht über das Konsistorium bei D ö 11 i n g e r, Beiträge 1, 547—550, und in den Avisos an Philipp II.: Pio IV y Felipe segundo 216—218. — Vgl. Constant, La Légation LV. Mitteilungen, Band 13 3

Next

/
Thumbnails
Contents