Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

20 Gerhard Rill am Kaiserhof war man — spätestens seit August —- von der Fähigkeit Arcos, von seinem „stattlichen, geschickten, bedächtigen und vernünftigen“ Verhalten, überzeugt46). Die Dignität des Reichsoberhauptes schien also bestens gewahrt. Greifbaren Erfolg hingegen brachte weder die scharfe Kritik an den Maßnahmen des unschlüssigen und außerdem von beiden Seiten bedrängten Papstes noch die ganze bisherige Methode des Gesand­ten. Bei der Konzilsdebatte vom 23. September hatte er eine so heikle Frage wie die Gültigkeit der Dekrete angeschnitten und damit ein Thema, über das der Papst unter vier Augen zu reden bereit war, vor die Öffent­lichkeit gebracht. Dann hatte er sich im Vertrauen auf das Versprechen des Papstes — non possum credere Slc,n S. unum dicere et aliud sentire 47) — hartnäckig dem französischen Gesandten an die Fersen geheftet und mit Vargas debattiert, ohne an den Schwerpunkt der Verhandlungen heran­zukommen. Den Vorteil, den die konziliante, oft wankelmütige Natur Pius’ IV. jedem erfahrenen Diplomaten bieten mußte, hatte er nicht ge­nützt; er merkte nur deren negative Seite. Und doch war es gerade die Wendigkeit des Verhandlungspartners, die er dereinst — unter Pius V., als ganz andere Maximen in der päpstlichen Diplomatie herrschten —• schmerzlich vermissen sollte. III. In der Frage der Indiktion des Konzils begann Arco zu resignieren4). Wenn der Kaiser noch am 28. November, einen Tag vor Verlesung der Konzilsbulle in der Kardinalskongregation, seinem Orator Anerkennung für sein Verhalten aussprach und ihn zu Unnachgiebigkeit in dieser Sache ermahnte, mochte das für Arco ein gewisser Trost sein2). Allein die Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen mußte er deutlich erkennen, als ihm der Papst den Inhalt der Bulle mitteilte und ihm versicherte, er habe mit dem Nebeneinander von Suspensionsaufhebung und Indiktion das Maximum des Erreichbaren gegenüber den Kardinälen und Vargas durchgesetzt. Arco war sich darüber im klaren, daß das indicimus concilium durch eine wie immer formulierte Bezugnahme auf die Kontinuation entkräftet wex-- den mußte. Der Text der Bulle, sagte er dem Papst, l’eiche in der vor­liegenden Form völlig aus, um Wiri-en in Deutschland hervorzurufen; und das habe man riskiert, obwohl gei-ade für das Reich das Konzil die einzige Chance einer i-eligiösen Einigung biete und der Papst auf den Kaiser als den mächtigsten und am meisten betroffenen Heri'scher mehr Rücksicht zu 46) Zasius an Hg. Albrecht V. am 24. August 1560: Walter Goetz, Bei­träge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und des Landsberger Bundes 1556 bis 1598 (Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts 5, München 1898) 201. «) S i c k e 1 97. 4) Vgl. Bericht Arcos vom 23. November: Sickel 142 f.-) S i c k e 1 144.

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