Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
18 Gerhard Rill vorher das Gutachten des Kaisers und der Könige eingeholt zu haben38). Und diese Versicherung hielt der Papst aufrecht, auch als ihm Arco gegenteilige Gerüchte vorhielt39). Störend wirkte bei diesen Besprechungen, daß Delfino indessen sein Doppelspiel zwischen Kaiser und Papst begonnen hatte und über eine Konzessionsbereitschaft des Kaisers aus Wien berichtete, die in der Suspensionsfrage in Wirklichkeit gar nicht vorhanden war40). Noch am 31. Oktober ging eine Weisung an Arco ab, die Aufhebung der Suspension auf alle Fälle zu verhindern, da die Protestanten — abgesehen von diesem Punkt —- erfreuliche Verhandlungsbereitschaft zeigten 4l). Der Kaiser und Frankreich gingen in der Suspensionsfrage konform und dem entsprach das Verhalten der Gesandten beider Mächte in Rom. Bour- daisiére hatte den kaiserlichen Standpunkt bereits zur Genüge kennengelernt, denn, so berichtete er an seine Regierung, bei jedem Zusammentreffen mit dem kaiserlichen Orator höre er von diesem die gleichen Worte. Arco scheint von tiefstem Mißtrauen dem Vertreter jener Macht gegenüber, gegen die er dereinst ins Feld gezogen war, erfüllt gewesen zu sein. Denn obwohl der französische Gesandte mit ihm zusammen einmütig gegen den spanischen Kollegen Stellung nahm, genügte doch ein Gerücht vom Umschwenken des französischen Königs, und Arco verfolgte den Franzosen bis in die päpstliche Anticamera, um Aufklärung zu erhalten42). So vermutete Arco auch ein Nachgeben Frankreichs gegenüber den Wünschen des Papstes, als Pius IV. am 14. November den Kardinälen die Redaktion der Konzilsbulle übertrug43). Übersah Arco dabei nicht die Anwesenheit des Herzogs von Florenz in Rom, der gerade jetzt seinen schwerwiegenden Einfluß besonders geltend machen konnte 44) ? 38) Bericht Arcos vom 25. September 1560 bei Sickel 96; vgl. Voss 100. 39) Bericht Arcos vom 28. September: Rom Korr. 13, erwähnt von Sickel 97. — Ähnlich äußerte sich Arco am 15. Oktober nach einer Unterredung mit Pius IV., der trotz der Gefahr des französischen Nationalkonzils die Stellungnahme des Kaisers und der Könige abzuwarten versprach. (Sickel 104). Über die Audienz Arcos vom 13. Oktober vgl. auch den Bericht Bourdaisiéres vom 17. Oktober: Henry-Loriquet 48 f. 4°) Nuntiaturberichte II 1, LXXXVII—LXXXIX. — Vgl. Bericht Pires de Tavora’s vom 28. Oktober: Corpo diplomatico Portuguez 9, 87. «) Sickel 123—127. 42) Berichte Bourdaisiéres vom 11. und 15. November: Henry-Loriquet 58, 76. 43) Nuntiaturberichte II 1, XC. — E h s e s 159 f. 44) Vgl. Voss 128; dagegen Ehses 161 f., der jedoch auch die Berichte Amulios über den florentinischen Einfluß anführt. Daß Arco und Vargas diese Vorgänge nicht erkannten, wäre bei der Diskretion, mit der die Verbindungen mit Cosimo an der Kurie behandelt wurden, nicht auffällig: das Krönungsprojekt desselben Jahres mußte dem Gesandten erst aus Wien mitgeteilt werden, und selbst Truchseß erfuhr davon erst im Dezember (Baader 232; Pires de Tavora berichtet am 6. Dezember über den in Rom eingetroffenen Herzog: ... mas trata eile (o duque de Florenda) suos cousas com tanto segredo que ind"