Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen 209 Skutari. Sowohl nach dieser Karte und dem Memorial über Albanien liegt Peé (Ipek) im Gebiet der albanischen Klimenten (Ipek, loco dei Albanesi Climenti), und im selben Ipek der albanischen Klimenten residiert der s e r b i s c h e Patriarch (II Patriarcha de Ra- s i a n i, che stalla in Ipek, loco dei Albanesi Climenti)! Nach dem Dargelegtem ergibt sich, daß Marsiglis Türkisch-Albanien (Albania turea)- ein Synonym für einen Teil Altserbiens und Montenegros ist (Abb. 1, 2). Wir halten dies für einen der Gründe, warum in den österreichischen Quellen gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Serben Ratzen oder Albens er genannt werden (Annotationes und Reflexiones), bzw. Bos- neser, Albanese r, Servier, und anderes Rätzisches Volckh (L. W. von Baden u. a.). Aus dem gleichen Grunde schrieb man, der serbische Patriarch sei Patriarch der Klimenten (Patriarch der Clementi) „sehismatischen Glaubens“, die in Türkisch-Albanien angesiedelt wurden, d. h., daß er der Patriarch der Serben sei (II Patriarca dei Rasiani). Marsiglis Freies Albanien (Albania libera) umfaßt die Gebirgsgegenden von Kacanik auf dem Amselfeld bis Üsküb in Makedonien; es greift über höchste Gebirgsketten bis nach Durazzo und verläuft von hier südwärts (Abb. 1, 2). Was das Venezianische Albanien betrifft (Albania veneta), grenzt es nach Marsiglis Karte im Norden an die Herzegowina, im Süden und Osten an das türkische Albanien. Also ähnlich wie bei Serbien und den Serben, ist ein Teil Montenegros und der Montenegriner den „Albanern“ zugerechnet. Christophor Boetius rechnete zwei Jahre vor Marsigli die montenegrinischen Stämme Kuci und Piperi zu den Albanern 39)! Die Nichtunterscheidung und Vermengung der Serben in Serbien und Montenegro mit den Albanern und Klimenten wurde aus österreichischen Quellen in die italienische Historiographie übernommen. Contarini schreibt im erwähnten Buch über Leopold I. Kriege, im Index des 2. Bandes auf Seite 746: „Albanesi mandano á giurare fideltä a Cesare, 170.“ Schlägt man die Seite 170 auf, wo man nicht bloß vom albanischen Patriarchen hört, sondern auch davon, daß die Bewohner des Gebietes Rozaje den Kaiserlichen beigetreten seien, sich gegen die Türken erhoben und bis Veli- polje vorgestoßen seien (gli abitanti del Territorio di Ros aj o, castello poco lungi dalia Morava, offerirono anch’ essi omaggio fideltä in testimonio di che prese scorsero fino ä Velipoli, e inferirono molti considerabili oltraggi al territorio Turchesco). Wir glauben, daß hier nicht Velipolje gemeint ist, eines der mittleren Gebirge im Stamme Kuci, dessen schönes Tal Vucin Potok, Velipolje, die Kuci seinerzeit in ständige Jahrespacht den 39) Christoph Boethius, Des Glantz-erhöhten und Triumphleuchtenden Kriegs-Helms Römisch-kaiserl. Majestät und dero hohen Bunds-Verwandten wider den Mahometischen Turbant ... 5. Theil. Nürnberg 1688, 438. — Vergleiche: Br lie, Die freiwillige Theilnahme, 56—57. Mitteilungen, Band 13 14