Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
10 Gerhard Rill neuerlich aktuell wurde, zum Teil noch erkennen: die beiden Kardinale stellten Arco zunächst die Abweichung von der kaiserlichen Instruktion bei Gebrauch des Wortes oboedientia als bedeutungslos hin, gelobten dann — auch im Namen der Kardinale Pacheco und Truchseß und des spanischen Gesandten Vargas —, den Grafen Scipio gegenüber dem Kaiser deswegen zu rechtfertigen, und verwiesen schließlich auf historische Vorbilder; da die entsprechenden Unterlagen jedoch erst beschafft werden mußten, versprach man dem gutgläubigen Gesandten die — tatsächlich nie erfolgte — Nachsendung des Beweismaterials, wohl zu seiner Deckung gegenüber dem Kaiser. So zumindest beurteilte später die kaiserliche Kanzlei in Übereinstimmung mit dem spanischen Gesandten in Rom den ganzen unerquicklichen Vorgang8). Graf Scipio von Arco hatte, wie Truchseß berichtet, am 17. Februar ain schone gelerte latheinisch oration gehabt und so gar wol aussgesprochen, das des bey mengem ain lob erlangt. Schon wenige Tage später begann er jedoch seine Nachgiebigkeit zu bereuen. Gegenüber Truchseß, der jetzt erst erfuhr, daß auch ihn Morone und Ma- druzzo als Intervenienten nominiert hatten, äußerte er sich sehr scharf und abfällig über die Methode des Papstes und der beiden Kardinäle. Sein vorher von Morone nur dürftig informierter Gesprächspartner fühlte sich zwar als Protektor übergangen und in seiner Abneigung gegen Madruzzo noch bestärkt, tat jedoch sein Bestes, um Arco zu besänftigen. Was an historischen Argumenten — übrigens fast den gleichen, die drei Jahre später Scipios Bruder endgültig zurückwies, — provisorisch angeführt wurde, schien dem Gesandten zwar zunächst unzureichend. Das Rechtfertigungsschreiben der beiden Kardinäle, Morone und Madruzzo9), und die Truchsess von Waldburg, Bischofs von Augsburg, mit Albrecht V., Herzog von Bayern (Archiv für die Geschichte des Bisthums Augsburg 2, 1859) 136—141. 8) Weisungen vm 8. April und 14. August 1563 an Prosper von Arco bei S i c k e 1 483 f. und 581; in diesem Sinne auch Delfino an Borromeo am 14. August 1563 (Nuntiaturberichte II 3, 401). Bericht Vargas’ vom 11. Juni 1563 an Philipp II. bei J. J. D ö 11 i n g e r, Beiträge zur politischen, kirchlichen und Cultur-Geschichte der sechs letzten Jahrhunderte 1 (Regensburg 1862) 525—527. Die Rede Arcos vom 17. Februar ist gedruckt bei Joseph Schlecht, Das geheime Dispensbreve Pius’ IV. für die römische Königskrönung Maximilians II. (Hist. Jahrbuch 16, 1893) 22—25; die umstrittene Stelle lautet: Vicissim caesar ut oboediens ecclesiae filius sanctitati tuae et apostolicae sedi reverentiam atque oboedientiam exhibet ... (ibid. 24). Zur Audienz vgl. ferner die Diarien Massa- rellis und Firmanis in: Concilium Tridentinum 2 (1911) 275, 533. — Joseph Schmid, Die Deutsche Kaiser- und Königswahl und die römische Curie in den Jahren 1558—1620 (Hist. Jahrbuch 6, 1885) 36—38. — Robert Holtzmann, Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung (Berlin 1903) 350—354. — Stephan E h s e s, Die letzte Berufung des Trienter Konzils durch Pius IV. (Festschrift Georg von Hertling. Kempten-München 1913) 140. — Von Verhandlungen Scipios mit dem Papst über die beabsichtigte Kaiserkrönung Ferdinands weiß Luna schon am 13. März zu berichten (Colección 98, 1891, 136 f.). *) Schreiben der Kardinäle Morone und Madruzzo an Ferdinand I. vom 29. Februar 1560: Nuntiaturberichte II 3, 405.