Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
6 Gerhard Rill hatte und ihm sein Pferd unter dem Leib getötet worden war19). Als die Gefangenen dem französischen König Heinrich II. vorgeführt wurden, soll Arco, — der sich als leichter Reiter ausgegeben hatte, um mit dem Verlust seines Pferdes und seiner Waffen davonzukommen, — von dem im königlichen Gefolge als Nuntius weilenden Farnese dem König als Oberst und Angehöriger des Grafenstandes empfohlen worden sein. Die unbeabsichtigte Folge davon war, daß Arco drei Jahre und neun Monate in harter Gefangenschaft in Paris, im Gewahrsam des Grandmaitre der Artillerie, Jean d’Estrées (di Tre), verbringen mußte. Erst nach dem Thronverzicht Karls V. wurde Graf Prosper gegen einen in Flandern gefangengenommenen französischen Kavalier ausgetauscht, wobei jedoch Arco’s Familie noch ein beträchtliches Lösegeld draufzahlen mußte20). Laut Bernerio soll Arco vor allem deshalb während seiner Pariser Gefangenschaft so schlecht behandelt werden sein, weil er wiederholte Angebote, in französische Kriegsdienste zu treten, zurückwies; kaum in Freiheit, schickte der durch die bitteren Jahre keineswegs Gebrochene dem Grandmaitre einen Schmähbrief, in dem er seinen früheren Bewacher auf den Turnierplatz forderte und ihm den Namen eines Ehrenmannes absprach. Das Schreiben blieb allerdings unbeantwortet. Arco erreichte auch jetzt noch kein eigenes Kommando im spanischen Heer, erhielt jedoch den Ratstitel und wurde neuerdings dem Herzog von Savoyen unterstellt. Nicht ganz klar rekonstruierbar sind die Verdienste, die er sich in der Schlacht von St-Quentin am 10. August 1557 erworben haben soll 21); Arco war jedenfalls einer der ersten, die in die Stadt ein>9) Die Angaben Bernerios (p. 129) werden bestätigt durch die Kriegstagebücher des Herzogs: En las dichas escaramugas murieron Scipion de Gennaro y el Pelú ... El conde de Arcos fűé preso porque quiso soccorrer á Bactevila, el quäl estava herido y casi para perderse; y socoriendole le salvo, y él quedó preso, siendole muerto el cavallo de baxo ... Emanuele Filiberto dúca di Savoia, I Diari della Campagna di Fiandra, ed. a cura di Elvira Brunelli (Bibi, della Society storica subalpina 112, n. s. 21, 1928) 115. — Den Tagebüchern zu Folge soll das Treffen bei Cambrai, nach Bernerio bei Renti, nach der anonymen Biographie (Anmerkung 10) gar bei Lyon stattgefunden haben. Der Herzog war jedoch sicher besser informiert als Bernerio, der auch Scipone de Genaro, der gefallen war, als den von Arco Geretteten bezeichnet. 20) Wie aus einer Empfangsbestätigung, ausgestellt von dem mantuanischen Gesandten in Paris, Ercole Strozzi, vom 28. November 1555 hervorgeht, erhielt dieser 29 Goldscudi von dem Arco’schen Verwalter Lorenzo di Massimbene über Giovanni Mezzini und den Pariser Kaufmann Joseph von Orléans und leitete das Geld an Prosper, der sich noch in der Bastille befand, weiter: Trient, Bibi, com. N. 2527 (Coll. Segala II), fol. 20. Der anonyme Biograph berichtet über eine romantische Flucht Arcos aus Gefangenschaft mit Hilfe eines bestochenen Schiffers: Ibid. N. 2546 (Coli. Segala XXI) 73. — Eine Nachricht aus nicht mehr auffindbarer Adldorfer Quelle über Bezahlung des Lösegeldes durch Prospers Bruder Maximilian 1559 bei A r e t i n, Gen. XIV-—XV, 819. 21) Bernerios Bericht, der gerade an dieser Stelle stark beschädigt ist, läßt verschiedene Deutungen zu: ... (conte Prospero) ... essendo andato il conte di