Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 315 den einen Abschiedsschmaus. „Nur Deutsche waren zugegen“, schreibt Brehm. „Wein und Punsch stimmten uns heiter. Wir sangen und tranken und waren fröhlich. War es ja doch das letztemal, daß wir so zusammensaßen. Reitz erhob sein Glas und rief: „Meine Freunde, stoßen Sie mit mir an auf eine fröhliche Wiedervereinigung, obgleich wir nicht wissen können, ob wir noch einmal Zusammenkommen. Ich selbst zweifle daran, aber wir wollen dennoch unser Glas darauf leeren.“ Er hatte leider wahr gesprochen! Am 17. August bezogen wir mit unsern Bedienten das auf dem Hinterdeck der Barke errichtete Strohzelt. Dr. Reitz und Dr. Vierthaler erschienen mit Weinflaschen unterm Arm, die Hälfte der letzten Nacht in traulichem Gespräch mit uns zu verbringen.“ Am 18. August fuhr die Barke ab. Reitz und Vierthaler gaben den Freunden noch bis Halfaja, iy2 Stunden flußabwärts, das Geleit. Brehm und Bauerhorst kamen am 26. Oktober nach Kairo 30). Dort lieh sieh Brehm von einigen Europäern das nötige Geld für die Weiterreise. In der Heimat verkaufte er seine wertvollen Sammlungen mit solchem Gewinn, daß er alle in Afrika eingegangenen Verpflichtungen begleichen konnte31). Konstantin Reitz begnügte sich nun aber nicht damit, vom grünen Tisch in Khartum aus Handelsverträge abzuschließen. Sein praktischer Sinn trieb ihn dazu, an Ort und Stelle selbst zu untersuchen, welche Maßnahmen zur Förderung seiner Absichten ergriffen werden mußten. So machte er im Herbst des Jahres 1851 eine Reise flußabwärts, über deren Verlauf und Ergebnisse aber leider nichts bekannt ist. Wir wissen nur, daß er am 25. September einen Bericht an Huber aus Schendi gesandt hat; er scheint nicht mehr erhalten zu sein. Wahrscheinlich aber hat Reitz nicht nur diesen etwa eine halbe Tagereise von Khartum entfernt gelegenen Flecken besucht32), denn er ist erst am 6. November wieder an seinen Wohnsitz zurückgekehrt. Hier allerdings schien jetzt auch seine Anwesenheit sehr notwendig. Der Zeitpunkt war gekommen, wo Reitz den Verträgen auch auf dem Flußgebiet südlich von Khartum Achtung verschaffen mußte. * 8 3«) Ehe sie nach Europa zurückreisten, begleiteten sie noch vom 9. November bis 7. Dezember Theodor Heuglin (S. 334), der im Jahre darauf Konstantins Sekretär in Khartum wurde, auf einem Ausflug nach dem Roten Meer und dem Sinai. 8i) Nach seiner Rückkehr studierte Brehm Naturwissenschaften und machte dann noch mehrere Reisen in verschiedene Länder: Spanien, Norwegen, Lappland, Sibirien, Turkestan und die Mongolei. Dazwischen lagen immer mehr oder minder lange Aufenthalte in der Heimat, wo er verschiedene wissenschaftliche Werke schrieb, darunter das weltbekannte „Tierleben“. Eine Zeitlang war er Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg. In Berlin hat er das berühmte Aquarium gegründet. Er starb in seinem Geburtsort Unterrenthendorf am 11. November 1884. 32) im Oktober 1851 war er nach seinem Bericht aus Gondar vom 30. Januar 1853 (Denkschrift der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. Klasse, Bd. 8) in Sufie. Die Lage dieses Ortes konnte nicht festgestellt werden.