Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1617–1639

Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege 133 darüber aufkommen lassen, daß er das Elsaß und den Breisgau als bleiben­den Erwerb ansehe. Der Darstellung der kommenden Ereignisse vorgrei­fend, ist darauf hinzuweisen, daß nach dem Tode des Weimarers und dem Abkommen seines Testamentvollstreckers, des Generalmajors von Erlach, mit Frankreich dieser es nicht verabsäumt hat, dem erbländischen Adel in den Vorlanden eine Treueerklärung für die Krone Frankreich aufzuerle­gen126). Diesem Druck und seinen materiellen Nöten hat der Adel zum Großteil nachgegeben. Am 12. November 1639 stellte der Adel des Sund­gaus dem Erlach einen Revers zur Verfügung, um die Erlaubnis zur Heim­kehr zu erlangen 127). Zwei Jahre später schrieb Erzherzogin Claudia dem in der Schweiz weilenden vertriebenen Amtmann der Waldstädte, Otto Rudolf von Schönau, der Kaiser verlange Auskunft darüber, welche Ange­hörigen des vorderösterreichischen Ritterstandes sich mit dem Feind akko- modiert hätten und dadurch wieder zu ihren Gütern gelangt seien, welche hingegen etwa noch im Exil weilten und notleidend wären128). Ein wesentlich andersartiges Bild ergeben die Nachrichten über das Verhalten und die Schicksale der vorländischen Bauern. Immer wieder finden sich in den Quellen wie in der Literatur Hinweise darauf, daß sich die Bauern Vorderösterreichs nach besten Kräften an der Landesverteidigung beteiligten. Sie waren gemäß den „Landesrettungen“ und den im Kriege beschlossenen Anweisungen der Stände zum Wehrdienst verpflichtet, aber ihre Mitwirkung erfreute sich infolge ihrer unzurei­chenden Bewaffnung und mangelnden Schulung keines besonderen Anwer­tes bei den militärischen Befehlshabern. Vom Feind wurden sie nicht als reguläre Kämpfer angesehen und ihnen daher kein Pardon gegeben. Die von dieser Seite herrührenden oder beeinflußten Darstellungen kennen daher nur „aufständische Bauern“, als ob sich die Auf gebotenen gegen ihre rechtmäßigen Obrigkeiten erhoben hätten. So spricht man bei der Schilderung der Ereignisse des Jahres 1632 davon, Obrist Ossa hätte vom Breisgau her einen umfassenden Aufstand der katholischen Bauern in Schwaben entfacht129). Moriz Ritter berichtet, es hätten damals auf kaiser­licher Seite Bauern und Söldner eingegriffen; die letzteren seien zum Teil vom bayrischen Kurfürsten bei seinem Abzug nach Norden zurück­gelassen, zum Teil von deh vorderösterreichischen Regierung aufgebracht worden 130); Merian erwähnt das Erscheinen Ossas in Schwaben mit einer starken Anzahl von Bregenzer Bauern und kommt dann auf die Bekämpfung der „rebellischen Landleute“ zu sprechen131). Kreuter erzählt, bei der Er­<2«) K A G., Fasz. 127, Fol. 372, s. d. s. 1., AS., Text des Treueides. 127) Ellerbach, a. a. 0., III., 371. >28) K A G., Fasz. 139, Fol. 329, 1641 IX. 28., Innsbruck, Kz. 129) Allgemeine Weltgeschichte, VIII. Bd., Dr. Martin Philippson, „Ge­schichte der neueren Zeit“, 2. Teil, 123. 139) Moriz Ritter, a. a. 0„ III., 536. 131) Merian, a. a. 0., II., 647.

Next

/
Thumbnails
Contents