Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1617–1639

Vorder Österreich im Dreißigjährigen Kriege 127 Die Ziele des Weimarers lagen jedoch im Westen, wo ihm ein Fürstentum in Aussicht stand. Am 24. März kapitulierte Rheinfelden gegen freien Abzug der Besat­zung, am 29. besetzte Herzog Bernhard Neuenburg a. Rh., um von hier aus die weiteren Operationen gegen die Festung Breisach einzuleiten, die als Hauptstützpunkt der Kaiserlichen am Oberrhein bis zum Ende des Jahres im Brennpunkt der Ereignisse stand. Dem Kommandanten von Breisach, FZM. Freiherr v. Reinach, standen Mitte Feber in der Festung nur 976 Mann zur Verfügung. Wenn auch die Besatzung bis April auf 1240 Mann anwuchs 109 110), so genügte dieser Stand trotzdem in keiner Weise für die Verteidigung der ausgedehnten Werke. Der Weimarer hingegen erhöhte die Stände seiner Kriegsvölker durch Werbungen und Einstellung der Gefangenen; französischer Sukkurs war überdies zu erwarten 11#). Statt aber einen — damals aussichtsreichen — Handstreich auf Breisach zu versuchen, legte sich Herzog Bernhard vor die Stadt Freiburg, die von Obrist Hans Werner Aescher von Büningen mit unzureichenden Kräften bis zum 18. April gehalten wurde; die wei- marschen Reiter streiften rheinabwärts und in die Schwarzwaldtäler. Knapp waren von Anfang an die Verpflegsvorräte in der bedrohten Festung Breisach. So lange die Einschließung noch nicht lückenlos war, wurde Abhilfe durch Requisitionen versucht, aber der Geldmangel und das Fehlen von Transportmitteln machten es unmöglich, ausreichendere Vorräte durch Kauf hereinzubringen. Die Zufuhr auf dem Rhein war im Süden durch den Weimarer, im Norden durch die feindliche Stadt Straßburg unterbunden. Der Entsatz von Breisach und die Verhinderung weiterer Fortschritte Weimarers waren das Ziel vielfältiger Anstrengungen auf kaiserlicher Seite. Starke Kräfte wurden zu diesem Zwecke aufgeboten: kaiserliche Kriegsvölker unter dem zum FM. aufgerückten Herzog von Savelli und bayrische Reichstruppen unter FM. Johann Graf Götz. Zudem stand Herzog Karl IV. von Lothringen an den Grenzen seines Landes bereit. Am 2. Mai kündigte Kaiser Ferdinand III. der Regentin den Anmarsch des Entsatz­heeres unter Götz an111), während Savelli, der das Rheintal flußabwärts zu sperren hatte, in seinen Quartieren blieb. Herzog Bernhard rückte dem FM. Götz über die Waldstädte entgegen und gelangte am 19. Mai bis Rottweil, ohne auf den Gegner zu stoßen, der den Weg durch den Schwarzwald zum Rhein genommen hatte. Unverrich­teter Dinge kehrte der Weimarer über St. Blasien in den Breisgau zurück, während Götz den Raum nördlich Breisach erreichte, am 29. Mai 108) Wetzer, a. a. O., I., 335/337. 110) Ende April langte Marschall Graf Guébriant mit dem ersten Staffel, 3000 Mann, in Neuenburg ein. in) Wetzer, a. a. O., II., 280, zitiert aus den Amraser Akten des Landes­archivs Innsbruck.

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