Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
HEYDENDORFF, Walther Ernst: Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege. Der Verlust der Vorlande am Rhein und die Versuche zu ihrer Rückgewinnung. 1617–1639
104 Walther Ernst Heydendorff vorbereiten zu helfen57). Die Stände von Tirol bewilligten damals eine Anleihe von 200.000 fl. für die Landesdefension, was die Erweiterung der Sperren in den nordtirolischen Pässen ermöglichte. Die Gegend der Schanze bei Scharnitz, die Porta Claudia, verewigt den Namen der Regentin 58). FM. Horn richtete nun seine weiteren Unternehmungen gegen die Bodenseegegend, um spanischen Zuzügen vorzubauen. Er brach Ende August, ohne den Birkenfelder abzuwarten, von der oberen Donau südwärts auf, um einen Anschlag auf die erbländische Festung Konstanz zu versuchen. Auf drei Seiten von den Wässern des Bodensees geschützt, war Konstanz einem Zugriff zu Lande nur von Süden her ausgesetzt, hier allerdings durch das unmittelbar angrenzende eidgenössische Gebiet gedeckt. Horn säumte nicht, diese Möglichkeit ohne Rücksicht auf die Neutralität der Schweiz auszunützen. Er ließ sein Heer in Stein, wo der Rhein den Bodensee verlassen hat, über die dortige Brücke gehen und rückte auf Schweizer Boden an die Festung heran, deren Belagerung er am 8. September 1633 eröffnete 5“). Trotz heftiger Beschießung wurde am 19. IX. ein schwedischer Ansturm abgewiesen. Die Besatzung erhielt am 26. IX. 500 Mann Verstärkung aus Vorarlberg, der Antransport des von Württemberg den Schweden beizustellenden schweren Geschützes verzögerte sich und die katholischen Eidgenossen schickten sich an, zum Schutze ihres Gebietes zu den Waffen zu greifen. Da der erhoffte rasche Erfolg ausgeblieben war, versuchten die Schweden in der Nacht vom 30. IX. zum 1. X., Konstanz durch einen Generalsturm zu nehmen, der aber an dem hartnäckigen Widerstand der Verteidiger scheiterte. Horn mußte nun die Unternehmung auf- geben und den Rückmarsch nach Schwaben antreten, wo inzwischen seine Anwesenheit dringlich geworden war. 57) Egger, a. a. O., II., 269. 58) Egger, a. a. O., II., 368. 5!>) Die Belagerung von Konstanz hat Konrad Beyerle auf Grund ungedruckter Akten des Stadtarchivs Konstanz und zeitgenössischer wie späterer Literatur eingehend dargestellt. (Konrad Beyerle, „Konstanz im Dreißigjährigen Krieg. Schicksale der Stadt bis zur Aufhebung der Belagerung durch die Schweden. 1628—1633“ in: Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission, Neue Folge, 3., 1900, Heidelberg). Siehe hiezu auch Frieda G a 11 a t i, a. a. O. — Die vorderösterreichische Stadt Konstanz, deren Verwaltung damals der Stadthauptmann Wilhelm Schenk Freiherr von Stauffenberg leitete, war schon im Juni 1633 über Verfügung der Erzherzogin Claudia durch ein erbländisches Regiment unter Obrist Maximilian Willibald Graf Wolfegg gesichert worden. Je 200 Mann aus Überlingen, Lindau und Bregenz, 165 Kaiserliche und 600 bewaffnete Bürger der Stadt brachten die Garnison auf 1865 Mann (Stand vom 9. IX. laut Beyerle, S. 57), zu denen am 16. IX. auf dem Seewege ein kaiserliches Regiment stieß. Dessen Kommandant, Obrist Franz v. Mercy, wurde die Seele der Abwehr.