Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz
Die amtlichen Verbotslisten 455 Werke betreffen, die im 18. Jahrhundert in Wien, Graz, Steyr und Waidhofen verlebt worden waren, beispielsweise „Schuldzins einer christlichen Seele“, Wien 1714. Das Gebetbuch des Hofrates Karl von Eckartshausen, „Gott ist die reinste Liebe, mein Gebet und meine Betrachtung“, dessen erste rechtmäßige Ausgabe 1790 in München erfolgte, hatte eine unglaubliche Verbreitung. Kaysers Bücherverzeichnis zeigt Auflagen — Wien hatte von 1793 bis 1802 allein ein Dutzend — im deutschen Sprachgebiet von Basel bis Neiße, polnisch 1797 in Breslau. Zwei finden sich in den Listen: die Würzburger (33 II/l) erhielt erga schedam, die Frankfurter, die 1830 ebenfalls so beurteilt worden war (30 XII/2), erhielt in der Ausgabe von 1833 (34 1/2) damnatur14T). Bei der besonderen Schärfe, mit der die österreichische Zensur G e- schichtswerke behandelte, ist es nicht verwunderlich, daß sich viele in den Verbotsverzeichnissen vorfinden. Die meisten dieser Schriften, namentlich wenn sie tatsächlich nur der reinen Wissenschaft dienten, erlangten erga schedam, blieben demnach bloß einer schmalen Bevölkerungsschichte Vorbehalten. So beurteilte man unter anderem zwei Schriften Dr. Friedrich Försters über Wallenstein (30 1/1, 34 VI/'l), Julius Schnel- lers, Geschichte Ungarns, Leipzig 1829—1833 (33 XII/1), Hormayrs „Über die Monumenta boica“, München 1830 (30 VII/2), ebenso einige seiner „Taschenbücher für die vaterländische Geschichte“ (32 XI/2, 34 XII/2, 35 XII/2). Friedrich von Räumers „Geschichte Europas seit dem Ende des 15. Jahrhunderts“, Leipzig 1832—1834 (33 1/2 u. IX/2, 35 V/l), Pölitz’ „Weltgeschichte“, 6. Auflage, Leipzig 1830 (30 VI/2), Teile von Schlossers „Universalhistorische Übersicht der Geschichte der alten Welt“, Frankfurt a. M. 1830/32/34 (30 III/2, 33 VI/1, 35 IV/1), und schließlich Altmeister Leopold von Rankes „Fürsten und Völker in Südeuropa im 16. und 17. Jahrhundert. Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrhundert“, Berlin 1834 (34 X/2). Verboten wurden: von Hormayr „Die geschichtlichen Fresken in den Arkaden des Hofgartens zu München“, München 1830 (30 XII/2), ebenso eine spätere wohlfeile Ausgabe dieser Schrift (34 X/l), sowie sein „Taschenbuch ... für 1831“, München 1832 (31 XII/1), von Schneller „Oestreichs Einfluß auf Deutschland und Europa ...“, Stuttgart 1828 (33 III/2) lia) und von Dr. Eduard Burckhardt, 147 148 147) yg] G u g i t z in Fußnote 1, zu Schönholz, Traditionen, a. a. O., II, S. 283; ferner I, S. 116, Anm. 4, und Marx, Schiller u. Österr., a. a. O., S. 80/VII. — 30 XII/2 enthält auch zwei Schriften, die 1689 und 1690 erschienen waren. — Marx, Verbotslisten, S. 182. — Judenschriften sind 31 V/2 und 33 XII/1 unter damnatur, 34 XII/1 u. 35 XI/2 unter erga schedam zu finden. 148) Vgl. Anm. 43. — Marx, a. a. O., S. 166. — Der V. Teil seiner „Staatengeschichte des Kaiserthumes Oesterreich“ findet sich unter den „zum Druck oder Nachdruck nicht zugelassenen Werken und Handschriften“ der Liste für Dezember 1819 (U niv.-A.) „Julius Schnellers hinterlassene Werke“, herausgeg. v. Emst Münch, Leipzig und Stuttgart 1834, hatten folgende Erledigung: