Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 17 medicinis phisicus ... principis ... Leupoldi ... Austrie“ bezeichnet. Karl Sudhoff hat überdies von dem selben Autor einen deutschen Pest­traktat, betitelt „Wann sich ein Zeichen erhebt“ publiziert. Nach einer allgemeinen pathologischen Einleitung wird von Jakob Engeli ausführ­lich das Aderlässen in Pestzeiten behandelt. Der Traktat ist in drei Handschriften, in einer Bamberger und in zwei Münchener (Clm 7744, fol. 18r—19r und Clm 7746, fol. 195v) überliefert70). Eine andere medi­zinische Abhandlung, ein „Consilum contra arenam“ hat auch Engeli zum Verfasser und ist im Clm 75, fol. 347r enthalten. Die Niederschrift setzt Sudhoff um 1400 fest. Wenngleich der Arzt nichts Originelles vor­zubringen hat, so ist seinen kurzen Werken für jene Zeit doch eine gewisse Bedeutung beizumessen71). Magister Berchtold Starck von Basel. Ihn haben wir schon im Zusammenhang mit Niclas von Hebersdorf kurz behandelt. 1410 stellten beide einmütig fest, daß eine Rückkehr Albrechts V. in das von einer Seuche heimgesuchte Wien ungefährlich sei. Damals stand Magister Berchtold im Dienste Herzog Leopolds IV. Bei der Lösung des Raumproblems für die medizinische Fakultät wurde er, der inzwischen zum Leibarzt Albrechts V. avanciert war, als Ver­mittler beim Herzog bemüht. Von Stephan Bielacher, Pfleger zu Otten- schlag, kaufte Magister Berchtold ein Haus auf dem „newen markh“ zu Zwettl, außerdem brachte der Leibarzt sechs Viertel Weingärten in Schönberg in seinen Besitz. Die beiden Güter stiftete er 1420 für eine tägliche Frühmesse zur Pfarrkirche Altpölla. Für den Fall, daß die Messe nicht gelesen würde, sollte die Stiftung dem Spital zu Zwettl zum Unterhalt der Armen zufallen. Kurze Zeit später widmete er einen Betrag von 160 Pfund d dem Prior und Konvent der Brüder der hl. Jungfrau Maria vom Berge Carmel in Wien (Kirche am Hof) für das Seelenheil seiner verstorbenen Gattin Magdalena und für seine Nachkommen. Ein nicht überprüfbarer Hinweis bei Joseph Feil besagt sogar, Magister Berchtold sei Baumeister des Karmeliterklosters gewesen (1422), doch wird darunter nur eine Bauaufsicht zu verstehen sein. In großzügiger Weise vermachte der Leibarzt dem Augustinerkloster in Wien namhafte Geldbeträge, Grundbesitz und Grunddienste. An diese Schenkung war jedoch die Bedingung geknüpft, daß die durch Herzog Albrecht V. angestrebte und 1421 von Papst Martin V. genehmigte Ein­führung der strengen Observanz vom Konvent beibehalten werde. Der Prior, Bruder Oswald, mußte sich in dieser Sache im Februar 1423 in die herzogliche Kanzlei begeben und alle auf die Reform bezugnehmenden 70) Karl Sudhoff, Archiv f. Geschichte der Medizin, Bd. 4 (Leipzig 1911), S. 412 ff. 71) Sudhoff, Archiv f. Geschichte der Medizin, Bd. 4, S. 416 f. Mitteilungen, Band 11 2

Next

/
Thumbnails
Contents