Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
HRAZKY, Josef: Johann Christoph Bartenstein, der Staatsmann und Erzieher
230 Josef Hrazky wagt. Vermutlich ist der junge Beamte schon zu Ostern Katholik geworden und die Konversion wie die Zusicherung der Anstellung zunächst geheim geblieben. Das Dekret seiner Ernennung zum Rat des n.oe. „Regiments“ (Landesregierung) trägt das Datum vom 1. Jänner 1717, aber bis sein Herzenswunsch in Erfüllung ging, die dauernde Verwendung im außenpolitischen Dienst, mußte er fast zehn Jahre lang seinen fanatischen Fleiß an die internen Verwaltungsangelegenheiten eines Kron- landes wenden. Nichts ist von dieser Tätigkeit aus den Akten bekannt geworden. Sein Gönner Starhemberg selbst wird wegen der Jugend des Anwärters dessen Verwendung in internis et domesticis als nützliche Vorbereitung für ein höheres Staatsamt empfohlen haben. Schneller Aufstieg eines Bürgerlichen zu den Staatsgeschäften lag durchaus nicht im Zug der Zeit. Gründliche Vertrautheit mit Land und Leuten sowie mit dem Geschäftsgang im allgemeinen schien unerläßliche Voraussetzung. Der Referendar am Steuer der Außenpolitik. Erst als „der Römisch Kaiserlichen und Königlichen Majestät Rat und Regent des Regiments der N.Oe. Landen“ 23) am 7. III. 1725 die verwitwete Freiin Marie Cordula von Beintema, geb. Hollerin von Dobl- hof, ehelicht, gewinnt er im Bruder seiner Braut Karl Holler von Doblhof den einflußreichen Fürsprech aus einheimischem Adel. Sein Schwager, vom Kaiser immer wieder in den verschiedensten Angelegenheiten zu Rate gezogen, wird ihm den Eintritt in die Staatskanzlei 1726 vermittelt haben 24). Hier wirkte Bartenstein zunächst als Hilfskraft für den schon leidenden Sekretär der geheimen Konferenz Freiherrn von Buol, nach dessen Ableben im folgenden Jahr als dessen Nachfolger. Wenn er sich nun nach zehnjähriger Wartefrist und Vorbereitung am Ziel seines Lebenswunsches sah, so hat er im Alter dieses sein Noviziat als besonders schwer und leidensreich bezeichnet25). Nach der Darstellung von 1762, die für den Kronprinzen bestimmt ist, hat er „vom 2S) So nennt sich Bartenstein in der „Heirats-Abrede“ mit seiner Braut, deren Bruder als Beistand zeichnet. HHSTA Karton „Bartensteiniana“, Fol. 215. 24) Der Güte Prof. Braubachs verdankt der Verfasser den Hinweis auf einen Bericht Moermanns, des bayrischen Gesandten in Wien, vom 23. IX. 1724 (Geh. Staatsarch. München, Kasten Schw. 17/3): „Es wird gemeldet, daß der Kaiser den hiesigen Regimentsrath Bartenstein zu dero Hofrath in die öst. Kanzlei einstellen dürfte. B. ist ein sehr gelehrter und in Reichssachen versierter Mann und ist im Dienst des verstorbenen Hofkammerraths von Palm von Straßburg, wo sein Vater Professor war, anhero gekommen, hat hier die kath. Religion angenommen und bei von Palm, folgends aber bei Staremberg denen selben consiliiert u. dgl. Staremberg hat einst in meinem Beisein Bartensteins Gelehrsamkeit sehr gerühmt.“ 2B) In der undatierten Eingabe an die Kaiserin Bartensteiniana Fol. 18—27 sagt er Fol. 18—19: „bekanntermaßen habe biß im Jahr 1728 vieles auszustehn gehabt, und das allerhöchste Vertraun erst in sothanem Jahr ... erworben“.