Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

218 Koloman Juhász Man wollte eben auch die sechste Klasse, die sog. Poesis eröffnen, als die Gesellschaft Jesu 1773 aufgehoben wurde und damit die Temes- varer Lateinschule nach einem Bestände von 45 Jahren einging31). Wenn man den kulturellen und religiösen Fortschritt des Banates in diesem Zeitabschnitt verfolgt, kann man sich dem Urteil des Historikers über die „Regierung Mercys im Temeser Banat“ anschließen: „Alles was unter Mercy zum Wohle der katholischen Religion und der Kirche, wie auch auf dem Gebiete des Schulwesens und der Volkserziehung geschah, ist ausschließlich das unverwelkliche Verdienst des Temesvarer Jesuiten­missionshauses 32). Der letzte Temesvarer Superior und zugleich der letzte Schulpräfekt war P. Emst N e u m a n n, gebürtig aus Passarovitz. Er trat 1745 in Wien im St.-Anna-Hause in die Gesellschaft Jesu ein, absolvierte die Philosophie in Tyrnau, die Theologie vier Jahre hindurch in Wien und wurde dort durch den Weihbischof Xaver Marxer ordiniert33). Seit 10. Sep­31) Nach Aufhebung des Ordens übernahmen außer einigen Exjesuiten Priester der Diözese Csanád den Unterricht. 1773/74: Direktor: Emst Neu­mann (Ex-Jesuit), Professoren: Ferdinand Adelsmanseder (Ex-Jesuit) und die Diözesanpriester Michael Winkler, Johann P a u e r. — 1774/5 und 1777/8: Direktor: Ernst Neumann (Ex-Jesuit), Professoren: Diözesan­priester Michael Winkler, Josef Leutner, Johann Pauer (Pfeiffer, a. a. O. 45). Der Unterricht erfolgte nach den österreichischen Unterrichts­vorschriften. Da diese Schule von Wien aus regiert wurde, ist es selbst­verständlich, daß sich auch Schulordnung und Lehrplan in jeder Hinsicht der Wiener Norm angepaßt haben (E. Fináczy, a. a. O., 356). Sämtliche Reform- Dekrete (auch der neue Schulplan des Gratian Marx) wurden behufs genauer Anpassung nach Temesvár gesendet. Nach Aufhebung der Gesellschaft Jesu verfiel die Schule rasch. Ihre Schüler wurden immer weniger, so daß in dieser Zeit das Temesvarer Gymnasium das teuerste in der ganzen Monarchie war. Im Jahre 1778 wurden sämtliche sechs Klassen nur mehr von 10 Schülern besucht, deren Unterricht dem Aerar 1348 Gulden kostete, obwohl die Stiftung bloß 272 Gulden Zinsen abwarf. Als anläßlich der Reinkorporierung des Banats Graf Kristoph N i c z k y als königlicher Kommissar in Temesvár weilte, schlug er (23. Okt. 1778) die Aufhebung des Gymnasiums vor. Auf Grund dieser Unterbreitung wurde die Lehranstalt tatsächlich aufgehoben. Der Oberdirektor des reinkorporierten Gebietes, Graf Antan Károlyi erbat die für das Temesvarer Gymnasium präliminierte Summe für das Arader Gymnasium. Die Statthalterei aber erfüllte diese Bitte mit der Begründung nicht, daß die auf­gehobene Lehranstalt nicht der Studienfonds, sondern das Ärar aufrecht erhalten habe (Fináczy, a. a. 0. 356). 32) Szentkláray: Mercy kormányzata a Temesi Bánságban (Die Regierung Mercys im Temescher Banat), Budapest 1909, 167. 33) Bischof 1. Archiv Temesvár: Status parochiarum Dioecesis Csanád de annis 1777—78.“ In dieser sind die eigenen Berichte des Klerus eingetragen. „Ecclesiasticus (d. h. Welt-Priester) a 27. Septembris 1773. dis- solutae nempe Societatis. Natus 28. Április 1728. Servianus Passarovicensis. Societatem ingressus 1745. Viennae ad S. Annae (demum), absolvit philo- sophiam Tymaviae, theologiam per 4 annos Viennae, presbyter ordinatus ibidem a reverendissimo suffraganeo Xaverio Marxer 2. Április 1757. Hane dioecesam ingressus 10. Septembris 1767.“

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