Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 189 wurden25). Ganz besonders feierte man die Kanonisation des hl. Aloy­sius und Stanislaus (16. Nov. 1727). Seit der Rückeroberung des Banats war kaum eine solche Feier begangen worden. Die Feierlichkeiten be­gannen um 7 Uhr in der Jesuitenkirche mit einer bei Aussetzung des Altarsakramentes zelebrierten hl. Messe. Der Hauptaltar war prachtvoll beleuchtet. Nach der hl. Messe fand die erste Predigt in slavischer Sprache statt. Um 9 Uhr eröffneten sechs weißgekleidete Knaben aus der Jesuitenschule bei der Sakristei die Prozession, welche aber wegen des Regens nicht in die Straße ziehen konnte. An der Prozession, welche der Superior, P. Ignaz Stummer, führte, nahmen zwei Laienbrüder im Chorhemd und fünf Patres in feierlichen Paramenten mit brennenden Kerzen teil. Der Temesvarer Franziskaner-Guardian, P. Ambrosius Mertz, und seine Patres fungierten als Diakone. An dem mit „Te Deum“ gefeierten Hochamt nahmen sämtliche militärischen und bür­gerlichen Behörden und die ganze vornehme Welt Temesvars teil. Nur der Feldmarschall Graf Mercy, der Statthalter des Banats, blieb ferne, weil er schwerkrank war. Nach dem Hochamt hielt der nach dem Diözesanbischof höchste kirchliche Würdenträger, Johann Philipp Valentiniani, apostolischer Protonotar, infulierter päpstlicher Haus-Prälat, Doktor der Theologie und der beiden Rechte, kaiserlicher Pfarrer von Bokschan, ein „Panegyris“. Nach seinem Namen dürfte der Festredner italienischer Herkunft gewesen sein, doch erhielt er später den deutschen Adel mit dem Prädikat „Bettendorf“ und führte später nur diesen Namen. Wahrscheinlich kam er auf die Einladung des Grafen Mercy nach dem italienischen Krieg in das Banat. Er war ein sehr eifriger Seelenhirt. Seine Pfarrkinder, die Bergleute von Bok­schan, benannten selbst ihre Hütten- und Hammerwerke nach den Hei­ligen. Eine Tafel versinnbildlicht den hl. Georg mit der Inschrift: „Georgius mit Heldenmuth, den giftig Drachen Toden thut, 1727“. Valentiniani erwirkte für sich die damals noch seltene „binandi facul­tas“, d. h. die Vollmacht, an Sonn- und Feiertagen zweimal zelebrieren zu dürfen. Nach seiner Predigt in der Jesuitenkirche zu Temesvár wur­den den Gläubigen Drucksachen über die Bedeutung des Festes aus­geteilt 26). 2S) „Juxta assertum P. Concionatoris Germanici neque hoc, neque in aliis festis, quae solum Ungariae regnum ut festum fori celebrat, ex institutione RP Maximiliani Gallér praesidis Provinciáé, concio ordinaria dicitur.“ (E p h e m. M 69). 2G) Beide Hauschroniken berichten über diese seltene Feierlichkeit: „Sol- lemnitas canonizationis SS. Aloysii ac Stanislai quanquam splendide peragenda fuisset, totus tarnen ordo et apparatus ad eandem destinatus ob tempestatem continuo adversam, in hunc modum constringi debuit. Nostri coadjutores duo linteis, quinque vero sacerdotes, palnetis induti, cereos gestantes, pontificem ARP Guardianum ex ordine divi Francisci et parochum caesareum Illyricae

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