Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

KRAUS, Wilhelm: Rudolf Kiszling zum 75. Geburtstag

Rudolf Kiszling zum 75. Geburtstag 541 nach Übergabe seiner Agenden beim StA. f. HW. mit 18. 6. 1920 in das Kriegsarchiv. Damit begann ein neuer Abschnitt in seiner Laufbahn. Zunächst als Vertragsangestellter zur Ordnung und Bearbeitung del­in das Kriegsarchiv einströmenden Akten des Weltkrieges eingeteilt, wurde Kiszling mit 1. 5. 1924 zum Beamten des wissenschaftlichen Dien­stes, 1926 zum Staatsarchivar und am 1. 2. 1928 zum Oberstaatsarchivar ernannt, erhielt infolge seiner Tätigkeit als Lehrer für Kriegführung und Kriegsgeschichte bei der militärischen Fachprüfungskommission für den höheren militärischen Dienst mit Entschließung des Bundespräsi­denten vom 13. 6. 1930 den Titel eines Oberst a. D. und 1934 den Titel Hofrat. Seit seinem Eintritt in das Kriegsarchiv hatte Kiszling eine außer­ordentlich rege publizistische und wissenschaftliche Tätigkeit entfaltet, von der das nachstehende Verzeichnis seiner Publikationen Zeugnis ab­legt. Ein Beurteiler während seiner Militär-Dienstzeit hatte 1910 über ihn geschrieben: doch ist es außer allem Zweifel, daß dieser Gene­ralstabsoffizier bei seinen sehr guten Geistesgaben und seiner eminent praktischen Veranlagung sich in jedem Fach zurecht finden und überall vollkommen entsprechen wird“. Dieses Wort und die Eigenschaften sei­nes Wesens und seines Charakters bewährten sich auch in seiner neuen Verwendung als Archivar und Historiker des Weltkrieges wieder voll und ganz und setzten sich innerhalb des Kriegsarchivs und seiner Mitarbeiter durch, wobei ihm natürlich die volle Generalstabsausbildung, die umfas­sende Länderkenntnis der öst.-ung. Monarchie, die eigene Kriegserfah­rung als Truppenoffizier und das Erlebnis des Weltkrieges bis zum Ende zugute kamen und ihn für diese Aufgabe prädestiniert erscheinen ließen. Direktor des Kriegsarchivs war seit 1925 Generalstaatsarchivar, Oberst a. D. Dr. Edmund Glaise von Horstenau, bekannt durch seine Bücher: „Die Katastrophe“ und „Franz Josephs Weggefährte“. Unter seiner Ägide entstand das große Werk: „Österreich-Ungarns letzter Krieg“, das nach mehrjährigen Vorarbeiten einer Arbeitsgemeinschaft im Kriegs­archiv in 7 Text-, 7 Karten- und 1 Registerband ab 1930 bis 1938 er­schien. Kiszling, ursprünglich Glaises rechte Hand in der Redaktion die­ses Gemeinschaftswerkes — 16 Mitarbeiter arbeiteten daran — wurde, je mehr sich Glaise der politischen Tätigkeit verschrieb, desto stärker der eigentliche und alleinige Redaktor dieses Werkes, von dessen 5800 Sei­ten nicht weniger als 1250 von ihm selbst stammen. Es ist so in Redaktion und Mitarbeit seine Lebensarbeit geworden. Als Glaise am 11. 7. 1936 zum Minister im Kabinett Schuschnigg ernannt wurde, übernahm Kiszling am 1. 9. 1936 als rangältester Beamter vertretungsweise und ab 21. 10. durch Betrauung „die einstweilige Lei­tung des Kriegsarchivs in allen Teilen“ und behielt die bisherige Leitung der damaligen Abteilung II und der „kriegsgeschichtlichen Abteilung'“ bei. Und da Glaise die Direktorstelle als „Rückhaltssicherung“ auch weiterhin nicht niederlegte, blieb es bei dieser Regelung bis 1939, trotz Kiszlings Erennung zum Generalstaatsarchivar am 1. 1. 1937. Die politischen Ereignisse des Jahres 1938 hatten auch auf das Kriegsarchiv ihre Auswirkungen und Belastungen. Das Kriegsarchiv, das

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