Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Rezensionen 533 Sehr umfangreich ist die Untersuchung von Eberhard Wolf gramm über die Beziehungen deutscher und tschechischer Demokraten nach den Berichten des Korrespondenten der „Deutschen Monatsschrift“ aus Prag im Jahre 1850 (S. 436—510). In einem Nachtrag (S. 686 f.) konnte auf Grund textkritischer Vergleiche als Verfasser der Berichte der mit Karl Marx befreundete Schriftsteller Alfred Meissner nachgewiesen werden. Othmar F e y 1 veröffentlicht erstmals überaus interessante Briefe des Mitbegründers des Sokols Heinrich Fügner an dessen Schwager Joseph Alexander v. Helffert aus den Jahren 1848—1865 (S. 511—578) aus dem mährischen Landesarchiv in Brünn. Die Briefe sind nicht nur für die Sozialgeschichte Böhmens aufschlußreich, sondern auch für den inneren Assimilationsprozeß Fügners vom Deutschen zum Tschechen. Andreas Angyal hat den großen altösterreichischen Slawisten Vratoslav Jagic in einem eindrucksvollen Lebensbild gewürdigt (S. 579—636). Zwei Beiträge befassen sich mit der Geschichte der modernen Arbeiter­bewegung. Joachim M a i berichtet über die Unterstützung der unterdrück­ten Polen in der Zeit der Polenaustreibung von 1885/86 durch die deutsche Sozialdemokratie (S. 637—646). Dabei wird die laue Haltung der anderen oppositionellen Parteien im deutschen Reichstag, der Freisinnigen, des Zen­trums und vor allem der Polenpartei einer scharfen Kritik unterzogen. Botho Brachmanns Studie über August Bebels Haltung zur russi­schen Arbeiterbewegung in der Zeit der ersten russischen Revolution 1905 —1907 (S. 647—672) ist ein Teil einer größeren, noch unveröffentlichten Arbeit. Es wird darin Bebel zum Vorwurf gemacht, daß er in den inneren Auseinandersetzungen der russischen Sozialdemokratie nicht eindeutig die Partei Lenins ergriffen hat ... Auch Günter Rosenfelds zeitgeschichtliche Untersuchung über die wirtschaftlichen Beziehungen der Weimarer Republik zur Sowjetunion in den Jahren vor Rapallo (S. 637—685) ist im Zusammenhang mit der Vor­bereitung eines größeren Werkes entstanden. Die Studie ist wegen der Verwendung von deutschem Archivmaterial (besonders des Reichswirt­schaftsministeriums) von Bedeutung. Abschließend sei festgestellt, daß die Beiträge im allgemeinen von einem beachtlichen Niveau sind, wenn sie auch nicht immer den in der Wissen­schaft unter dem Joch einer Diktatur wohl unvermeidlichen Schönheits­fehlern entgehen konnten. Rudolf Neck (Wien). Festschrift für Heinrich Benedikt, o. ö. Professor für neuere Geschichte an der Universität in Wien, überreicht zum 70. Geburtstag. Herausgegeben von Hugo Hantsch und Alexander Novotny. Wien. 1957. Verlag Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreichs. 244 Seiten, broschiert. Rein äußerlich stellt das Buch einen durchaus gelungenen Versuch der Vervielfältigung mit Hilfe eines photomechanischen Verfahrens dar, wel­ches die Druckkosten wesentlich herabsetzt und doch in normalem Format ein sehr angenehm lesbares Schriftbild bietet. Eingeleitet durch einen Abriß über Leben und Verdienste Benedikts, worin der Autor, Hugo Hantsch, seinen Kollegen trefflich charakteri-

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