Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Rezensionen 491 ganz überragende Begabung aufwies, ausgekommen ist; erst in diesem Zusammenhang wäre es möglich, eine wirkliche Beurteilung seiner Bedeu­tung neben der militärisch-politischen Größe Wallensteins vorzunehmen! Sicher aber müssen wir Ernstberger sehr dankbar dafür sein, daß er uns einen so tiefen Einblick in die Realitäten des großen Ringens verschafft und die unendliche Mühe der Durcharbeitung einer so großen Menge schwer erschließ- und deutbaren Quellenmaterials nicht gescheut hat. Alfred Hoffmann (Linz). H o s p Eduard, C.SS.R., Bischof Gregorius Thomas Ziegler. Ein Vorkämpfer gegen den Josephinismus. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1956. 200 Seiten, broschiert, 1 Abbildung. Der Autor hat schon in mehreren Arbeiten die katholische Erneuerung, die aus dem Clemens-Maria-Hofbauerkreis in Wien ihren Anfang genom­men hat, behandelt. Diese Erneuerung hatte innerhalb des österreichischen Episkopates zwei hervorragende Träger: Roman Zängerle und Gregor Zieg­ler. Beide entstammten derselben Heimat Vorderösterreich, sie waren im Stift Wiblingen im gleichen Jahre 1788 als Novizen eingetreten und auch weiterhin zeigen sich auf ihrem Lebensweg trotz äußerer Umstürze und Wechsel innere und äußere Parallelen. Gerade diese Freundschaft mit Zän­gerle veranlaßte Ziegler zu einer näheren Beziehung zu Clemens Maria Hof­bauer, der während seiner letzten Lebensjahre Seelenführer des damaligen Professors für Dogmatik an der Wiener Universität wurde. Ziegler hatte die ganze ruhige Ghöße spätbarocker Klosterkultur und — es muß eigens gesagt werden — eines in monastisoher, wie auch wissen­schaftlicher Hinsicht sehr hochstehenden Klosterlebens, kennengelemt; doch schwebte über dem Stifte die Gefahr aufgeklärter Klosterpolitik und drohender Auflösung, und zugleich der allmählich die Theologie zer­setzende Rationalismus, der auch den jungen Studenten Ziegler an der Freiburger Universität in eine Krise stieß. Jedoch rang er sich durch; und als nach einer wahrhaften Leidenszeit, da die deutschen, aus ihrer Heimat verpflanzten Mönche im Jahre 1806 in Galizien einquartiert waren, Ziegler nach Linz in das Priesterseminar, dann an die Universität Wien als Dog­matiker berufen wurde, zeigte sich bereits, wie sehr er die Aufklärungs­ideen abgestreift hatte und wie sehr seine Theologie sich von der damals üblichen unterschied. Nun wurde er zum Vorkämpfer gegen den Rationalis­mus, den Feind des Christentums aller Bekenntnisse. Seine Lehre gründete auf dem Begriff des „petro-apostolischen Lehramtes“ der Kirche als dem obersten und einzigen Prinzip eines theoretischen und praktischen Christen­tums, den er in der Bearbeitung des Klüpfel’schen Lehrbuches und mehr noch in dem eigenen Werke über „Das katholische Glaubensprinzip“ (1823) darlegte. Aus seinem organischen Kirchenbegriff erfließen seine Schriften über den Christusglauben, die Sakramente, die Bibel usw. Damit leistete Ziegler den wesentlichsten Beitrag zur Überwindung der aufgeklärten Theologie. Bald zeigte sich auch in der Tat, wie sehr es Ziegler mit seinem Kampf um die religiöse Erneuerung ernst war. 1822 hatte er das wiederbegründete josephinische Bistum Tyniec in einem chaotischen Zustand übernommen,

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