Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

478 Literaturberichte Das Schloßarchiv Harmating umfaßt die ansehnliche Zahl von 658 Ur­kunden (1375—1909), 146 Bände, 1628 Rechnungen (17.—19. Jahrhundert), 613 Akten und 10 Karten (1709—1851). Einige der hier verzeichneten Ur­kunden, vor allem die Wappen- und Adelsbriefe, hat der derzeitige Besitzer des Schlosses 1950 bei sich zurückbehalten. Unter den Bänden befinden sich ein Registraturverzeichnis 1772, Lehenbücher 1577—1812, Untertanen­verzeichnisse und ähnliches, 17.—19. Jahrhundert, und einige ältere genealogische und Rechtshandschriften. Stets sind die einzelnen Blätter der Akten Büchern und Pergamenten gegenüber am meisten gefährdet. Daher ist die verhältnismäßig geringe Zahl von 613 Einzelakten typisch für ein durch lange Zeit ungenügend betreutes Archiv. Die unter A 5 ange­führten „Stammbäume“ wären richtiger als Stamm- (oder zum Teil gar Ahnen-?)Tafeln zu bezeichnen. Inhaltlich bietet das Archiv anscheinend viel zur Geschichte des spätmittelalterlichen Bürgertums Münchens und der vielen im Besitz der Barth gewesenen bayerischen Hofmarken. Heft 3 ist durch die Wiedergabe eines die Stadt darstellenden Stichs von Merian und durch zwei instruktive Innenansichten des Archivs belebt. Die Urkunden werden wie in früherer Zeit in alten eisenbeschlagenen Truhen verwahrt, die Akten sind in stehende Bände zusammengeheftet. Hier sind also Faszikel oder Kartons mit losen Akten, wie sie in München und Österreich üblich sind, nicht vorhanden. Bei der Neuaufstellung des Archivs 1949 hat man sich anerkennenswerterweise bemüht, dasselbe in seinem historisch gewachsenen Zustand zu belassen. Es sind daher die Be­stände aus der Periode, als Ansbach markgräfliche Residenz war (bis 1791), von denen aus der neuen, bayerischen Zeit (ab 1806) möglichst getrennt. Der landesfürstlichen Stadt mangelte in vielem die Selbständigkeit, die einer freien Reichsstadt gegönnt war. Andererseits hat der Markgraf mancherlei Würdenträger und Kunsthandwerker an seinen Hof gezogen, deren Wirken der Stadt mit zugute kam. Diesen Zustand spiegelt das Archiv recht deut­lich wider und ähnelt dadurch in einigem dem Archiv der kaiserlichen Residenzstadt Wien. Zwei Repertorien von 1749 und 1787 zeigen den Umfang des damaligen Stadtarchivs, das während der politischen Veränderungen um 1800 merk­liche Einbußen zu erleiden hatte. Heute verzeichnet das Inventar 112 Ur­kunden (1384—1846) und große sachlich geordnete Aktenbestände seit dem 17. Jahrhundert, in der großen Masse, des 19. Jahrhunderts. Bände und Rechnungen sind mit den Akten vermischt. In den Sammelbestand Hand­schriften sind auch neu erworbene Korrespondenzen der Markgrafen und ähnliches eingeteilt. Auffallend ist die beträchtliche Zahl von Akten über die dortige Judengemeinde, weiters, daß etliche Bestände der Bayerischen Rathausregistratur (ab 1806) weit in die markgräfliche Zeit zurückreichen, die Stiftungen gar bis in das 15. Jahrhundert. Heft 4 ist deshalb bemerkenswert, weil es sich bei diesem Inventar um die Rekonstruktion eines gar nicht mehr geschlossen aufbewahrten Archivs handelt. Die Reihe der 277 Urkunden (1275—1785) im Haupt­staatsarchiv München weist verschiedene Einschübe aus jüngster Zeit auf. Ebenfalls im Hauptstaatsarchiv erliegen die wenigen Bücher (hier als Lite­ralien bezeichnet). Unter ihnen befinden sich drei Stiftsbücher 1437—1721

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