Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

464 Literaturberichte berücksichtigt keine türkischen Stimmen, obwohl in diesem Buch wie vor allem in der Studie desselben Verfassers über Eugens Stellung im Volkslied und Flugschrift180) der Savoyer vor allem durch seine glänzende Siege in Südosten in Erscheinung tritt. In einer kleineren Arbeit Oehlers über das Verhältnis des Prinzen zu Leibniz wird darauf hingewiesen, daß Leib- nizens Kreuzzugsindee im Gedankenaustausch der beiden Männer eine gewisse Rolle spielte181). Über das Prinz-Eugen-Lied hat Lutz eine Studie veröffentlicht, in der er auf Grund eingehender Forschungen z. T. an Ort und Stelle der Grab­stätten der bei Belgrad gefallenen Helden im Gegensatz zu früheren For­schungen zu dem Ergebnis kommt, daß es sich bei dem im Lied genannten Prinzen Ludwig um den Prinzen Louis des Dombes handelt182). Dieser war mit dem Prinzen Eugen befreundet und hat als Nichtkombattant am Feld­zug teilgenommen. In einem kritischen Moment hat er dann doch am linken Flügel in die Schlacht bei Belgrad eingegriffen, doch wurde diese Tatsache im offiziellen Heeresbericht aus völkerrechtlichen Rücksichten unterdrückt. Da der Prinz des Dombes nicht zu den Gefallenen des Feldzuges zählte, scheint mir die Beweisführung von Lutz nicht ganz schlüssig; es wäre m. E. zu erwägen, ob die Persönlichkeit des Prinzen Ludwig im Lied nicht in den verschiedenen Strophen verschiedene Urbilder hat. Über den Türkenkrieg 1716—1718 hat vor dem zweiten Weltkrieg Oden­thal eine bemerkenswerte Studie veröffentlicht, in der er die Kriegführung des Prinzen Eugen stark kritisiert und nachzuweisen sucht, daß der Kriegsschauplatz am Balkan Österreichs Kräfte überforderte183). Er be­klagt den Mangel an türkischen Quellen. Duda hat den Brief des türkischen Kommandanten von Belgrad an den Prinzen Eugen nach der Kapitulation der Festung zum ersten Mal nach dem Original ediert und übersetzt184). Loidl, der sich mit der Persönlichkeit des großen Türkenpredigers Abraham a Sancta Clara beschäftigt hat185), ist auch den freilich nicht sehr zahl­reichen Äußerungen des Augustiners über Eugen nachgegangen186). Die Beziehungen des Prinzen zu einem der merkwürdigsten Abenteurer dieser Zeit, zu Bonneval, hat Benedikt untersucht187). Die Darstellung der Politik der Pforte vor Beginn und während des österreichischen Erbfolge­18(l) Helmut Oehler, Prinz Eugen in Volkslied und Flugschrift. (Giessener Beiträge zur deutschen Philologie 27.) Giessen 1941. 181) Helmut Oehler, Prinz Eugen und Leibniz. (Leipziger Vierteljahrschrift f. Südosteuropa 6, 1942, S. 1 ff.). 182) Andreas Lutz, Das Prinz Eugen-Lied und die Schlacht bei Belgrad 1717. (Anzeiger der Akademie der Wissenschaften Wien 79. Jg., 1942, S. 129 ff.) 183) Josef Odenthal, Österreichs Türkenkrieg 1716—1718. Düsseldorf 1938. 184) Herbert W. Duda, Die ersten Friedensfühler der Pforte nach der Er­oberung von Belgrad im Jahre 1717. (Documenta Islamica Inedita, Festschrift für Richard Hartmann. Berlin 1952, S. 263 ff.) 185) Franz Loidl, Abraham a Sancta Clara als Vorkämpfer für deutsche Art wider Türken und Fremdländerei. Ein Beitrag zum süddeutschen Barock. (Unsere Heimat, Jg. 14, 1941, S. 1 ff.) lse) Franz Loidl, Abraham a Sancta Clara über Prinz Eugen von Savoyen. (Wiener Geschichtsblätter, 71. Jg., 1956, S. 69 ff.) 18Q Heinrich Benedikt, BonneMal und Prinz Eugen. (MIÖG. 58, 1950, S. 478 ff.)

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