Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Österreich und die Osmanen 461 Jahrhunderte schmerzliche Verluste erlitten, von denen leider auch Archi­valien betroffen wurden, u. a. ein Schreiben des Schah von Persien an Kaiser Leopold, das dieser dem Markgrafen geschenkt hat. In diesem Zu­sammenhang seien die interessanten Ausführungen in Petraschs erwähnter Abhandlung hervorgehoben; sie würden freilich noch vieler Ergänzungen auf Grund eines breiteren Materials bedürfen. Ein ganz großer Teil der in Baden befindlichen türkischen Urkunden geht allerdings auch nicht auf den Türkenlouis zurück, sondern auf den Markgrafen Hermann. Franz Babinger hat schon früher einige davon ver­öffentlicht 158). Eine moderne wissenschaftliche Biographie des Türkenlouis, dieses Vor­läufer des Prinzen Eugen, wäre ein echtes Anliegen der Wissenschaft* 157 * * * * *). Im großen Türkenkrieg Leopolds I. tritt auch der künftige Rivale der Habsburger in Erscheinung: Rußland. Eine Wandlung in der Türkenpolitik Moskaus hatte sich bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts abgezeichnet, wie Leitsch aus Archivquellen nachweisen konnte158). Eine zusammen­fassende, besonders auf russischen Quellen beruhende Darstellung der russisch-türkischen Beziehungen in ihren ersten Zeiten hat Smirnow ge­boten159). Die für diese Beziehungen so wichtige Stellung der Tataren in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat Novoselskij in einer ausge­zeichneten Darstellung, die auf breiter Quellenbenutzung beruht, behan­delt160). Pritsak hat das erste türkisch-ukrainische Bündnis von 1648, eine maritim-militärische Konvention, auf Grund von türkischen und ukraini­schen Quellen einer Analyse unterzogen 101). Die österreichisch-russische Rivalität entstand im Zusammenhang mit der Frage der Balkanchristen. Mit größeren Erfolgen als hundert Jahre früher unter Rudolf II. versuchte Wien 1683 diese Völkerschaften zu Auf­ständen aufzustacheln. Kostic hat die Entstehungsgeschichte des berühm­ten Manifestes Leopolds I. an die Balkanvölker kritisch untersucht182). Auf Grund der Bestände des Wiener Kriegsarchivs und des Archivs der Propaganda-Kongregation in Rom hat Veselinovic die bedeutende Rolle des Dolmetscher und Sekretär Veteranis des Vikars des Erzbistums Skoplje, 15°) Franz Babinger, Das Archiv des Bosniaken Osman Pascha. Nach den Beständen der Badischen Landesbibliothek zu Karlsruhe. Berlin 1931. -— Zwei türkische Schutzbriefe für Georg II. Rákóczi, Fürsten von Siebenbürgen, aus dem Jahre 1649. (Le Monde Oriental 14. Jg., 1920, S. 115 ff.) — Quara Mustafa Paschas Esseger Sendschreiben an den Markgrafen Hermann von Baden (Archiv Orientálni 4, 1932, S. 23 ff.). 157) Die vor zwanzig Jahren erschienene Biographie von Otto Flake, Türken­louis, Gemälde einer Zeit, ist ebenso unzulänglich wie das kurze Lebensbild von Johann Weidlein, Markgraf Ludwig von Baden, der Befreier der schwäbischen Türkei. (Südostdeutsche Rundschau, 3. Jg., 1944, S. 578 ff.) 158) Walter Leitsch, Sultan Ahmed I. und Michail Romanow 1614. (Jahr­bücher f. Geschichte Osteuropas, N. F. Bd. 4, 1956, S. 246 ff. 15°) N. A. Smirnov, Rossija a Turcija v XVI—XVII vv. 2 Bde. Moskau 1946. 18°) A. A. Novoselskij, Borba Moskovskogo gosudarstva s tatarami v pervoi polovine XVII veka. Leningrad 1948. 181) Omeljan Pritsak, Das erste türkisch-ukrainische Bündnis 1648. (Oriens 6, 1953, S. 266 ff.) 182) Mita Kostic, Opostanku i Snacenu tsb. „Invitatorije“ Leopolda I balkans- kim norodima og 6 aprila 1690 (Istoriski Öasopis 2, 1950, S. 144 ff.).

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