Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung
Österreich und die Osmanen 451 öffentlicht109). Auch das Geld, das 1529 dem Kaiser von Frankreich nach dem Erben von Cambrai bezahlt werden mußte, wurde teilweise für den Türkenkrieg Ferdinands I. verwendet110). Eine bedeutende Rolle im Abwehrkampf gegen die Türken spielten — militärisch und wirtschaftlich — auch die ungarischen Bergstädte. Eine gut fundierte Untersuchung, vor allem auf Grund von Studien im Wiener Hofkammerarchiv bietet Probszt111). Er hat nicht nur den allgemeinen finanziellen Beitrag der Bergstädte behandelt, sondern sich auch ausführlich mit den von ihnen getroffenen Abwehrmaßnahmen, namentlich mit ihren Befestigungen, befaßt. Im Anhang bringt er einen detaillierten Überblick über die Ausgaben der Bergkammern für Kriegszwecke. Große Schwierigkeiten machten nicht nur die Verhandlungen über die Türkenhilfe auf den Reichstagen, sondern auch die Eintreibung der bewilligten Gelder von den Reichsständen. In seiner vorzüglichen Biographie des Reichspfennigmeisters und obersten Proviantmeisters Geizkofler, zeigt Johannes Müller besonders für die Zeit des sogenannten fünfzehnjährigen Krieges die finanzielle Misere und Unfähigkeit der Regierung Rudolfs II.112). Über den Beginn dieses Krieges, der militärisch bereits einen Wendepunkt in den Beziehungen Österreichs zum Osmanenreich bedeutet, liegt eine türkische kriegsgeschichtliche Arbeit vor, die aber nur auf Literatur beruht und besonders die Rolle des Großvezirs Sinan Pascha bei dem mißglückten Feldzug gegen Eger behandelt113). Niccolai hat nach florentini- schen Quellen nachgewiesen, daß zu Beginn des fünfzehnjährigen Krieges eine Welle der Kreuzzugsbegeisterung durch Italien ging und daß der Kaiser daraus erhebliche finanzielle Unterstützungen ziehen konnte114). Aus derselben Zeit wurde der Finalbericht des englischen Botschafters in Konstantinopel von Orhan Burian nach einem Manuskript des Britischen Museums ediert115). Er wirft ein bezeichnendes Licht auf die Schwäche der Pforte und läßt erkennen, daß es nur der unbeständigen, zeitweise sehr lässigen Kriegführung der Kaiserlichen zuzuschreiben war, daß die Türken nicht schon damals aufs Haupt geschlagen wurden. Horniker hat darauf hingewiesen, daß die Großmachtstellung der Türkei schon seit iD9) Erika Weinzierl-Fischer, Die Quart in Kärntens Stiftern und Klöstern, 1529—1530 (MÖStA. 4, 1951, S. 139 ff.). 110) Maria del Carmen Mazario Coleto, De cuando Espana vivia unida als Imperio (Hispánia 11, 1951, S. 235 ff.). 111) Günther von Probszt, Der Beitrag der niederungarischen Bergstädte zur Türkenabwehr. (Südostforschungen 13, 1954, S. 93 ff.) 112) Johannes Müller, Zacharius Geizkofler 1560—1617 (Veröffentlichungen des Wiener Hofkammerarchivs III, 1938). 113) I. Hakki-Ziya, Ücüncü Mehmedin Egri Hadova Seferi. (Beiheft 91 der Askeri megmus) Istanbul 1933. 114) Mirella Niccolai, II contributo toscano nelle guerre contro il Turco in Ungheria 1590—1606 (Corvina Ser. III, 1/1, S. 59 ff.). 115) Orhan Burian (ed.) The Report of Lello, Third English Ambassador to the Sublime Porte. (Ankara Universitesi Dil ve Tarih-Cografya Fakültesi, Yayinlari, No. 83). Ankara 1952. Vgl. die Rezension von Arthur Horniker (Joural of Modern History 28, 1956, S. 62 ff.). 29