Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Österreich und die Osmanen 437 bestände besonders des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Türkische Urkunden und die Akten der Staatenabteilung Türkei) 13), die über den engeren Fragenkreis der österreichisch-osmanischen Beziehungen hinaus für die gesamte Balkankunde und deren Nachbargebiete als Quellen wichtig sind 14). Aber auch andere österreichische Archive enthalten darüber wertvolles Material15). Der hohe Stand, den die österreichische Orientalistik unter Hammer eingenommen hat, konnte auf die Dauer nicht gehalten werden. Zwar haben wir noch dem früh verstorbenen Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Gévay einige sehr bedeutende Publikationen zu verdanken16). Im allgemeinen aber beschäftigte sich die Orientalistik nach Hammer mit ferner liegenden Themen. Auch die nach 1879 schnell emporwachsende balkankundliche Forschung wandte sich mehr archäologischen Fragen zu als solchen der osmanischen Geschichte17). Erst in der Zeit des ersten Weltkrieges kam mit der Übernahme der Methoden der historischen Hilfswissenschaften zur Behandlung osmani- scher Urkunden ein neuer Aufschwung. Leider war dem Projekt der beiden Österreicher Friedrich Kraelitz-Greifenhorst und Paul Wittek, eine Zeit­schrift „Mitteilungen zur Osmanischen Geschichte“ herauszugeben, infolge der wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit kein Erfolg beschieden. Mit dem 2. Band mußte die Zeitschrift schon wieder eingestellt werden. Eine weitere von Kraelitz und Wittek geplante Reihe „Quellen zur Osmanischen Geschichte“ blieb überhaupt ohne Ergebnis. Aber eine stattliche Reihe von Arbeiten der beiden Gelehrten haben den Grundstock gelegt für eine künf­tige umfassende und systematische osmanische Diplomatik18). des zuletzt genannten Kataloges steht als AB. 450 a im Haus-, Hof- und Staats­archiv in Verwendung, da diese Handschriftensammlung nach dem zweiten Welt­krieg hier in Verwahrung genommen wurde. 13) Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, 1. Bd. Wien 1936, S. 580 ff. und 3. Bd., 1938, S. 106 ff. u) Vgl. dazu Philip P. Argenti, Diplomatie Archives of Chios 1577-—-1841. Cambridge 1954. n) Vgl. dazu: Leipziger Vierteljahrsschrift für Südosteuropa, 5. Jg., 1941, S. 331 ff., und 6. Jg., 1942, S. 200 ff. und 305 ff. Í6) Vgl. über ihn jetzt: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815—1950, 1. Bd., 1957, S. 433. 17) Vgl. dazu die Nachrufe auf Carl Patsch von Georg Stadtmüller (Wort und Wahrheit, 3. Jg., 1948, S. 369 ff.) und Alois Hajek (Südostforschungen 12, 1953, S. 263 ff.). 18) U. a.: Kraelitz, Osmanische Urkunden in türkischer Sprache aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur osmanischen Diplomatik. (Sb. der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philos.-hist. Klasse 197. Bd., 3. Abh., 1921) (behandelt vornehmlich die ragusinischen Urkunden des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, die nach dem ersten Weltkrieg an Jugoslawien ausge­liefert werden mußten). Ferner: Aufforderungs- und Kontributionsschreiben des Tataren-Hans Murad Giraj vom Jahre 1683 an Wiener Neustadt. (Mitteilungen zur Osmanischen Geschichte, 1. Bd. 1922, S. 223 ff.). Legalisierungsformeln in Abschriften osmanischer kaiserlicher Erlässe und Handschreiben, (ebd. 2. Bd. 1923—25, S. 137 ff.). Studien zur osmanischen Urkundenlehre (ebd. S. 257 ff.). -— Wittek: Note sur la Tughra Ottomane, (Byzantion 18, 1948, S. 311 ff. und 20, 1950, S. 267 ff.). Zu einigen frühosmanischen Urkunden (WZKM. 53, 1956 —57, S. 300 ff.). Über Kraelitz vgl. die Nekrologe von Babinger (Forschungen und Fortschritte, 8. Jg., 1932, S. 131 ff.) und N. Rhodokanakis (Almanach

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