Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

Dritter Österreichischer Archivtag am 22. September 1956 in Klagenfurt

Österreich 401 voraussetzt, finden wir auch bei seinem Nachfolger Ulrich von Dürrenholz be­stätigt. In der Urkunde vom 19. April 1273 wird ein Notar Ludwig genannt. In anderen Stücken, so in der Urkunde vom 1. Dezember 1272, ist von einem Notar Rudolf die Rede. In den Urkunden der Salzburger Erzbischöfe — insgesamt 42 in unserer Zeit­spanne — sind in der vom 10. August 1283 die Notare „Johannes, Heinricus et Nycolaus“ genannt. Aus einem jüngeren Text vom 25. August 1285 wissen wir, daß dieser Nicolaus mit dem „plebanus de Mallentin“ identisch ist. Der vor­erwähnte Heinricus aber begegnet uns noch einmal und zwar in den Urkunden vom 23. Juni 1285 und vom 22. November 1285. Es ist der Salzburger Kanoniker Heinrich von Haus, der ausdrücklich als „nótárius noster“ bezeichnet wird. In den 15 Bamberger Originalen werden uns in den Urkunden vom 9. Feber 1278 die Bamberger Notare und Kapellane Chunradus und Wernhardus genannt. Zu ihnen gesellt sich in der Urkunde vom 28. Feber 1284 ein dritter Notar, nämlich Dietricus. Spärlich sind auch die Hinweise auf die Kanzlei der Gurker Bischöfe, trotz­dem 89 Originale vorliegen. In der Urkunde, mit der Bischof Hertnid von Gurk Cholo von Saldenhofen mit einem Teil der Burg Trixen belehnt, ist von einem „dominus Siffridus, confector presentis litterae“ die Rede, er wird als „nótárius curie nostre“ bezeichnet. In einer anderen Urkunde desselben Bischofs, aus­gegeben in Straßburg am 19. April 1285, wird ein „dominus Engelbertus, ple­banus sancti Urbani in Havenerbuch“, als „nótárius noster“ genannt. Das ist auch alles. Völlig negativ sind in dieser Hinsicht auch die Freisinger und Brixener Originale. Nur in einer Urkunde des Bischofs von Lavant, Gerhard, vordem Abt von St. Paul, wird erwähnt, daß die Urkunde vom 23. August 1278 „per manum Chunradi notarii dicti domini episcopi“ ausgefertigt wurde. Nicht viel besser steht es diesbezüglich um die Kärntner Klöster. In einer Arnoldsteiner Urkunde aus 1280 bezeichnet sich „Johannes dictus Shawer de Juna“ als „scriptor“ und „conpilator“ der Urkunde. Er stammte aus dem Jaun- tal, wahrscheinlich aus Eberndorf, und wir treffen ihn dort auch später als Propst. Der in Millstätter Urkunden vorkommende Notar Vendramin de Sacile, bezeichnet sich „sacri palacii nótárius“, ist daher den Aquilejer Notaren zuzu­zählen. Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß sich die Existenz ständiger Kanzleien mit berufsmäßigen Schreibern in den auf Kärnten Bezug nehmenden Urkunden vorwiegend im Friaulischen am Sitze des Patriarchates, des Generalkapitäns, am Hof des deutschen Königs und geistlicher Würdenträger nachweisen läßt. Während im friaulischen Gebiete das Notariat völlig durch­gebildet erscheint und formal den Charakter der Urkunde bestimmt, liegt die Kanzleiführung am Hofe des Königs und der geistlichen Fürsten durchaus in den Händen der Geistlichkeit, für die die Innehabung des Archicancellariates und Protonotariates den Aufstieg zu den höchsten geistlichen Würden eröffnet. Beim weltlichen Adel bedingt die Führung eines Amtes wie etwa des Vicariates oder Kapitaneates die Haltung einer eigenen Kanzlei beschränkten Ausmaßes. Im übrigen bedient man sich in Adelskreisen in der Regel des Hausgeistlichen, des Kaplanes, zur Abwicklung des dürftigen Schriftverkehres. 2 2. Archivverwaltung und Archivwissenschaft-Theoreme und Praktiken. Referent: Staatsarchivdirektor Univ.-Prof. Dr. G. W. S an t e (Wiesbaden). Der Referent unterstrich den föderativen Aufbau des deutschen Archiv­wesens, wies auf das Fehlen eines Zentralarchives im westdeutschen Raum hin, wie es etwa in Österreich und Italien existiere, besprach dann die Vor- und Nachteile des Provenienzprinzipes, behandelte in der Folge die Grundzüge einer richtigen Skartierung und umriß zum Schluß die Bedeutung der Archive im Dienst der Verwaltung und der wissenschaftlichen Forschung. Das umgearbeitete Referat ist unter dem Titel „Archive und Verwaltung­historische Provenienz und Probleme der Gegenwart“ in „Der Archivar“ X (1957), Heft 1, Sp. 7—16, veröffentlicht. Mitteilungen, Band 10 26

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