Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

BONACKER, Wilhelm: Leben und Werk des österreichischen Militärkartographen Cyriak Blödner (1672–1733)

96 Wilhelm Bonacker Verwendung stand, nach Ungarn berufen21)- Hiermit steht auch eine Zu­schrift des Prinzen an den HKR in Zusammenhang, in der er daran erin­nert, daß die „Staabs Partheyen und in specie der Ing(enieur) Haubtmann Plödner“ zu der Armee in Ungarn gebracht werden sollen22). Bei der dann in Wien erfolgten Überreichung seiner Karten vom Oberrhein erhielt B., wie Nischer zu entnehmen ist, von Prinz Eugen 797 fl. für gehabte Aus­lagen; zugleich wurde ihm, verbunden mit einer Steigerung des Jahressolds von 900 auf 1.200 Gulden, der Charakter als Oberwachtmeister zu­erkannt 23). Am 15. August 1716 entsprach der Hofkriegsrat endlich dem Gesuch Blödner’s vom März 1706 und fertigte die Ernennung des Ingenieur- Obristwachtmeister zum Generalquartiermeisterleutnant aus24) ; auch teilte der HKR am 18. August des gleichen Jahres Prinz Eugen die Ausfertigung des Erlasses für Plettner mit25). Doch, im Juli 1717 schreibt der Prinz dem HKR u. a., daß B. sich „seiner Charge begeben“ habe26). Wie Nischer anmerkt, war die Stelle eines Quartiermeisterleutnants erst mit dem Tode des Obersten Chretien de Bouchon frei geworden, der am 5. August 1716 in der Schlacht von Peterwardein fiel27). Wir wissen nicht, was B. bewogen haben mag, sich den ihm im März 1717 erteilten Befehl, sich für den bevorstehenden Feldzug in Sizilien bereit zu halten, zu versagen und sein Amt, das er nur ein knappes Jahr bekleidete, niederzulegen28). Wohl stammen von seiner Hand mehrere Operationskarten von Sizilien (Nr. 25 bis 29, 31, 32), in denen er — auf die überlieferten Karten bezogen — letzt­mals den Schauplatz eines bedeutenden kriegerischen Ereignisses — den Krieg der Quadrupelallianz gegen Spanien in den Jahren 1718—20 — im Kartenbild festhielt. Als Teilnehmer dürfte B. dort kaum mitgewirkt haben; vielmehr wird er die Karten nach dem ihm vorliegenden Material in Kirch- heim u. T. zusammengetragen haben 28a). Obwohl sich in den einschlägigen Militär- und Kartenbeständen des Hauptstaatsarchiv Stuttgart — abgesehen von den Karten Nr. 18, 20 u. 21 — keine Urkunden über B. selbst finden, so werden dennoch mancherlei 21) Österr. Kartographen, S. 72. 22) HKR Prot. Exp. 1716, S. 888. 23) österr. Kartographen, S. 72. — Vgl. auch Paldus: J. Chr. Müller, S. 117. 24) HKR Prot. Reg. 1716, S. 219. 25) HKR Prot. Exp. 1716, S. 1206. 2«) HKR Reg. 1717, S. 1054. 27) Österr. Kartographen, S. 72. 28) Zu seinem Nachfolger wurde, soweit zu übersehen ist, Samuel Graf v. Schmettau d. J. (1684—1751) berufen. 28a) wir teilen nicht die von Grenacher (Der Teckbote, 1956, Nr. 87) vertretene Auffassung: „.. . in den Jahren 1718 bis 1720 ist ... (B.) . . . wieder in kaiserlichen Diensten in Sizilien tätig.“ Das Vorliegen von Karten und Plänen seiner Hand ist nicht beweiskräftig, spricht nicht für den Aufenthalt an Ort und Stelle. Nein, die Unterlagen für die zahlreichen Plandarstellungen wurden ihm durch Kameraden und Ingenieure, zu denen die Verbindung nicht abgerissen sein konnte; ihren Niederschlag auf Pergament fanden sie durch ihn sicherlich erst an seinem Wohnort, Kirchheim u. T.

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