Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

NECK, Rudolf: Dokumente über die Londoner Emigration von Karl Marx

Dokumente über die Londoner Emigration von Karl Marx 265 bereits bemerkt — durchaus möglich, daß sowohl Marx als auch Freiligrath der ganze Vorgang unbekannt geblieben ist und die in der Aktennotiz in Aussicht gestellte Belohnung zur Gänze bei Ebner verblieben wäre. Andrerseits ist auch erwiesen, daß etwa Lassalle selbst durch Spitzel­berichte die preußische Polizeit zu täuschen versuchte14). Die folgenden Ausführungen von Marx enthalten nichts gegen seine eigenen Genossen. Sie richten sich ausschließlich gegen seine Feinde innerhalb der Emigration, über die sich — wie z. B. auch in den Briefen an Engels — sein bissiger Hohn ergießt; erst Jahre später hat er über sie milder geurteilt15). Doch seien die Zusammenhänge wie immer, die im folgenden publizierten Berichte dürften jedenfalls ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse der deutschen und europäischen Emigration nach 1848 werfen und bilden im Hinblick auf die jedenfalls vorhandenen Berührungspunkte der Extreme ein interessantes Moment zu den Auffassungen ihres Verfassers vom dialektischen Ablauf des historischen Prozesses 16). I. Wien, 1851 August 31. Aktennotiz betr. einen Aufsatz von Karl Marx über die deutsche Emigration. (7A. 371A 11 ex 1852.) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Informationsbüro, A-Akten, Kart. 31. Um über den wahren Gehalt der von den verschiedenen Fractionen der deutschen Emigration in England ausgehenden Umtriebe und die Bedeut­samkeit ihrer ersten Führer ganz verläßliche Aufschlüsse zu verschaffen wurde hierseits Alles aufgeboten, um nach und nach sich in den Besitz von Original Correspondenzen derselben zu setzen, welche ihre Verbindungen auf dem Continente und die Zwecke unzweifelhaft nachweisen, die sie der­malen verfolgen. Der Art vertrauliche Correspondenzen wurden im Laufe der letzten Zeit von A. Goegg, Schurz, Haugh17), Schimmelpfennig, A. Rüge, Mahler, Buch­heim 18) u. a. Coryphaen der deutschen Fraction h. o. vorgelegt und es ist nun durch Vermittlung des Frankfurter Correspondenten und Freiligrath’s, mit dem seit 10 Jahren vertraulicher Verkehr unterhalten wird, auch der 14) Gustav Mayer, Ein Spitzelbericht Lassalles über sich selbst. (Archiv für Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, 10. Jg./1922, S. 398 ff.) 15) Mehring, a. a. O., S. 227. 16) Über die in den folgenden Texten genannten Persönlichkeiten der Emigration vgl. im allgemeinen die biographischen Angaben von A. E. Zucker in The Forty-Eighters. Political Refugees of the German Revolution of 1848. New York 1950, S. 269 ff. sowie Carl Wittke, Refugees of Revolution. Philadelphia 1952 und die Bemerkungen von Arthur R. Hogue zu der Erstveröffentlichung eines Mazzini-Briefes aus dem Jahre 1852 in The Journal of Modern History, 28. Bd., 1956, S. 266 ff. 17) Ernst Haug, vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon, 8. Bd., S. 66. J8) Adolf Buchheim, Informationsbüro Index 1851.

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