Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 245 gehört, kränken zu lassen. Dieser Entschluss mache die Opponenten etwas mür­ber. Es ist ganz eigenthümlich, dass das Publikum der Regierung in dem an die Hand geht, worauf mit Ausnahme Euerer Durchlaucht noch wenige hindeuteten. Ein Zeichen, wie gross u. allgemein der Drang fühlbar ist, dass die Regierung, endlich ein Mal der Renitenzen, der rohen u. lügenhaften Vorwürfe satt, Ernst zeigen möge. Ob dieses für sie so leichte Spiel benützt werden wird? dürfte sich nach einigen Tagen, wo die Sitzungen wieder ihren Anfang nehmen werden, zeigen. Geschieht Nichts, so verliert die Regierung die noch übrige Achtung oder die Meinung gewinnt festen Boden, sie wolle es so haben, um dann darein schlagen zu können.“ M. an G., Ischl, 6. VIII. 1843: „Die Rücksprache des Gr. Maylath4) mit dem H. Erzh. Palatin2) wird zu keinem pracktischen Vorschritte in den ung. Wirren führen; von dieser Seite kann Nichts ausgehen, weil sie in dem Vacuo lebt. Der König muss befehlen; um diess zu können, muss er wissen, was er zu befehlen hat; um diess zu wissen, muss es vor allem dem König selbst bekannt gegeben werden; diess wird nie von Pressburg nach Wien gelangen, sondern es muss von Wien nach Ungarn gehen. Ich habe eine lange Unterredung mit dem Gr. G. Appony4) gehabt, dessen Geist zu den geregelten gehört. Das Ergebniss dieser Unterredung lässt mir keine von den obigen Sätzen verschiedene Impression. Gr. A. stellt nämlich als eine Thatsache den Satz auf: ,Ungarn könne sich aus dem Schlamme, in dem es verfault, nicht ex propriis retten; die einzig mögliche Hilfe müsse von Oben kommen. Die Kunst bestehe darin, die Bahn aufzudecken, auf der die Hilfe anlangen könne, und um sie zu finden, bedürfe es des festen Gehens der Regierung!1 Diess ist das Einzige, was sich mit pracktischem Verstände sagen lässt. Von der Wa h r h e i t im Satze zur A u s f ü h r u n g ist aber eine Spalte und diese ist eben die schwer auszufüllende, weil das Haupt­element gelähmt ist — die Regierung! Wo ist dieselbe? Wenn je­mand sie findet, so gebe ich ihm gerne mein ganzes Hab und Gut als Remuneration! Mit Anfang des künftigen Monats werde ich wieder zu Wien eintref- fen; ich werde alsdann einen gemessenen Schritt thun; er falle aus, wie immer er wolle, so rette ich wenigstens mein Gewissen, welches aller­dings sehr wenig in der Wagschale des allgemeinen Wohles ist! Die croatischen Verhältnisse sind nicht allein der höchsten Beachtung würdig, sondern sie sind eine kräftige Waffe in den Händen der Regierung, wenn sie diese Waffe zu führen weis. Gebraucht kann sie nur werden, wenn man die Waffe recht auffasst, und diess ist nur dann möglich, wenn man sie genau kennt und sich über deren Bestand- theile nicht irrt. Wie sollen die croatisch-magyarischen Zu­stände behandelt werden, wenn die Regierung in Hungarn den Slavismus 4) Siehe LIII. «)•

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