Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

202 Friedrich Walter Vorrückung des Gr. Inzaghi* 2) oder das Zuwarten der Besetzung der Stelle bis zum October möglich. Unsere Krankheit ist, dass der Befehl auf dem Throne fehlt, und dieses Uebel ist ein grosses! Ich bitte Sie, H. v. Kübeck zu sagen, dass ich ihm für die Zusendung der letzten Stücke danke und sie ,wie ein Unwissender“ studiren werde. Ich gehe morgen von hier ab und vor dem Johannisberg 6) kriegen Sie Nichts mehr von mir.“ XI. M. an G., Johannisberg, 1. IX. 1842: „Ich bitte Sie, die Innlage an den H. v. Kübeck abzugeben. Ich danke ihm für seine lezte, ganz vortreffliche Mittheilung. Ich schreibe an B. Ottenfels *) die näheren Details über die so bei- spielloss glücklich abgelaufene Schreckenszene zu Mespelbrunn 2). Meine Frau befindet sich vortrefflich. Es ist ihr gar Nichts geschehen. Heute ist der H. Erzh. Johann auf einem Düsseldorfer Dampfbote hier vorübergefahren. Uebermorgen werde ich ihn zu Köln 3) begegnen. Am 5ten hoffe ich hierher rückkehren zu können, um — wie ich Ihnen bereits sagte — den König 4) nach dem 12len wieder zu Koblenz aufzu­suchen. Der Herr hat eine gränzenlose Beweglichkeit, welche sich in allen Richtungen ausspricht. Er soll einen ersten podagrischen Anfall haben. Ist diess wahr, so dürfte es in die Feste zu Köln einige Störung bringen. Ich bin nun 2 mal 24 Stunden hier und habe bereits eine Unzahl von Menschen aller Länder und Arten gesehen. So eben geht der Erbgross­herzog v. Baden5) von hier ab. Alles begiebt sich an den Niederrhein, wo die Leute sich wie im Thale Josaphat begegnen werden. Für das preusische Treiben habe ich noch keine Stimme vernommen, aber viele gegen dasselbe. Die lezteren zählen auf mein Einwirken auf den König und hier werden ihre Hoffnungen wohl vielfach getäuscht werden. Meine persönliche Stellung gehört indess dennoch nicht zu den leichten und ich nehme sie als eine schwere, um sie zu erleichtern. Sie hören mich, so oft ich Ihnen von hieraus schreibe, stets von der Bewegung reden, welche in diesen Ländern besteht. Ich übertreibe hierin «) Siehe VIII. i). XI. i) Franz X. Freih. v. Ottenfels-Gschwind (1778/1851), Staats- und Konfe­renzrat, zugeteilt der Staatskanzlei. 2) Auf der Fahrt nach Johannisberg a. Rh. war der Reisewagen, den Fürstin Melanie benützte, umgestürzt, und die Fürstin war in ernsthafte Gefahr ge­kommen. 3) Siehe IV. 3). 4) Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. 5) Leopold I. 1830/52 (F. v. Weech, Badische Geschichte, Karlsruhe 1890, S. 541 ff.).

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