Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
WINTER, Otto Friedrich: Die „Obere Registratur“ des Reichshofrates 1938–1954
Österreich 321 Schimmelbildung befallene Konvolute, die kaum einem Benützer ausgehändigt werden dürften. Der Zusatz „unvollst.“ (unvollständig) ist dann zu finden, wenn es sich unt Konvolute handelt, die einen Teil ihres Umfanges eingebüßt haben, sei es infolge des Abhandenkommens am Bergungsort, sei es durch Entfernen völlig zerstörter Teile im Zuge der Ordnungs- und Sicherungsarbeiten. Es bleibt noch zu erwähnen, daß das Fehlen von im AB. 48 eingetragenen Prozessen auch in den Kartons durch Einlegen entsprechend beschrifteter Steckzettel erkennbar gemacht wurde. Der kleine Rest nicht bestimmbarer Akten, meist einzelner Blätter ohne Personen-, Zeit- oder Ortsangaben, wurde mit den oben schon erwähnten Duplikaten, die als Schutzumschläge verwendet worden waren, und deren weitere Aufbewahrung zweckmäßig erschien, da doch in einzelnen Fällen die entsprechenden Erstschriften 1945 zerstört worden sein könnten, in drei Kartons unter der Bezeichnung ,,RHR, Duplikate und Fragmente“ unter Anlegung eines Verzeichnisses zusammengefaßt und am Ende der „Oberen Registratur“ aufgestellt. Während die Totalverluste des Bestandes an ganzen Faszikeln mit 2,6% genau zu errechnen sind, muß es hinsichtlich der beschädigten Teile bei ungefähren Angaben bleiben. Unter Berücksichtigung aller Arten leichter und schwerer Beschädigungen wird man sagen können, daß etwa 10—15% beschädigt sind. Dies ergibt bei einer durchschnittlichen Folienzahl von 1000 bis 1500 Folien pro Faszikel etwa 400.000 bis 750.000 beschädigte Blätter, eine im Vergleich zur Kapazität der Restaurierungswerkstätte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs und zu den für Restaurierungen zur Verfügung stehenden Mitteln so astronomische Zahl, daß mit einer systematischen Restaurierung der „Oberen Registratur“ leider nicht gerechnet werden kann 89). Unter diesen Umständen ist es besonders wichtig, daß die Ordnungs- und Sicherungsarbeiten in verhältnismäßig kurzer Zeit und mit aller möglichen Sorgfalt zu einem Abschluß gebracht werden konnten, der ein größeres Umsichgreifen der Schäden einschränkt und die Wiederbenützbarkeit ermöglicht. Als Resumé dieser Schilderung der stürmischesten Jahre im Archivdasein der „Oberen Registratur“ kann also gelten: Auch der einzige schwerer bedrohte Teilbestand der Wiener „Reichsarchive“ hat die Kriegseinwirkungen mit begrenztem Schaden überdauert. 39 39) Staatsarchivar Dr. Blaas ersuchte 1952 während seines Aufenthalts am Istituto di patológia del libro in Rom um Übersendung besonders stark beschädigter Akten zwecks probeweiser Restaurierung; die beiden daraufhin übermittelten Konvolute aus der „Oberen Registratur“ wurden mit gutem Erfolge wiederhergestellt (vgl. Reg. d. HHStA., ZI. 1266/52). Mitteilungen, Band 8 21