Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
KRAUS, Wilhelm: 10 Jahre Österreichisches Staatsarchiv 1945–1955
272 Archivberichte nissen, Mißbrauch oder Diebstahl vor der Vorlage foliiert und mit dem Archivstempel versehen und nach Abschluß der Benützung überprüft, wofür das HHStA. eine eigene Hilfsdienststelle eingerichtet hat; der Be- nützer haftet für die von ihm benützten Archivalien bis nach Abschluß der Kontrolle. Die Zahlen der Benützung der Archive gehen aus der Liste des Anhangs hervor und zeigen — auch hier wieder liegen sie für das HHStA. am besten vor — deutlich den Aufschwung, den die Archive in diesem Jahrzehnt genommen haben. Die Forschungsthemen aufzuzählen, hieße Eulen nach Athen tragen. Die Benützung eines Archivs hängt von der Bedeutung seiner Bestände für Wissenschaft und Forschung ab: man kann sich daher leicht denken, daß die österr. Staatsarchive, besonders das HHStA., das HKA. und das KA., die die Schriftgutniederschläge behördlicher Tätigkeit aller Art von rund 12 Jahrhunderten enthalten, einen Forscherkreis mit Forschungsthemen betreuen, die zeitlich sich über ebensoviele Jahrhunderte erstrecken, räumlich fast den ganzen Erdball umspannen und inhaltlich einfach alles umfassen, was wissenschaftlich auf historischer Quellengrundlage überhaupt erforscht werden kann. Es ist daher nur natürlich, daß das Ausland an den österr. Staatsarchiven in hohem Maß interessiert und an seiner Benützung durch Einzelforscher, Entlehnungen und Aufträge wissenschaftlicher Institute stärkstens beteiligt ist. Die Zahlen dieses für die wissenschaftliche Bedeutung der Archive wichtigen Sektors der Archivtätigkeit an ihrer Gesamttätigkeit sind aus dem Anhang 1 Jahrgangs weise, summarisch d. h. ohne Aufschlüsselung zu entnehmen. Der Anteil beträgt für den Zehnjahresdurchschnitt aller Archive zusammen 6.5%, zeigt aber für die einzelnen Archive interessante Verschiedenheiten: das HHStA. hatte, wie nach Vielfalt, Reichtum und Alter seiner Bestände und der günstigeren Öffnungszeit nicht anders zu erwarten ist, mit 12.5% den höchsten Anteil der wissenschaftlichen Benützung durch Forscher an der Gesamttätigkeit in der abgelaufenen Dekade; nach ihm folgt das AVA. mit 9.2%, dem sich unmittelbar das HKA. mit 9.1% anreiht. In weitem Abstand folgt das KA. mit nur 1.6%, woran für dieses Jahrzehnt nach dem 2. Weltkrieg wohl das Verbot militärwissenschaftlicher und kriegsgeschichtlicher Studien ausschlaggebend war. Das VA. schließt mit 1.2% die Reihe ab. — Das HHStA. bringt aber außerdem auch noch eine Aufschlüsselung der Benützung seiner Bestände durch ausländische Forscher — sie beträgt in diesem Jahrzehnt 15% aller Forscher — und nach der Zahl der Arbeitstage aller Forscher, Zahlen, die für das AVA. und das FuHKA.34) nur für einige Jahre, für die anderen Archive gar nicht vorliegen. Diese Zahlen des HHStA. geben ein klares Bild starken Aufschwunges, den das Archiv von 56 Benützern mit 693 Arbeitstagen und einer täglichen Jahresdurchschnittsfrequenz von 4 Personen im Jahr 1945 über den Höchststand im Jahr 1949 mit 405 Forschern, 7111 Arbeitstagen 34) Siehe die Zahlen tabeile über die Tätigkeit der Archive im Anhang 1.