Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

KRAUS, Wilhelm: 10 Jahre Österreichisches Staatsarchiv 1945–1955

270 Archivberiehte Gemeinschaftsarbeit; — k) die wissenschaftliche Tätigkeit in den Einzel­arbeiten der Beamten des ÖStA. Die Tätigkeit eines Archivs spiegelt sich zum Teil, soweit sie schrift­lichen Niederschlag findet, wie bei jeder Behörde, in den Geschäftstage­büchern seiner Kanzlei wider und diese können, richtig geführt und auf­geschlüsselt, einen interessanten Aufschluß über die Tätigkeit und Einblick in die Eigenart jedes Archivs vermitteln. Ein Blick auf die Tabelle über die Tätigkeit des ÖStA.32) zeigt, daß die Archive des ÖStA. einschließlich der GD. selbst von einem Tiefstand von 5439 Geschäftsstücken im Jahr 1945 in dem Jahrzehnt bis 1955 einen Aufschwung um fast das Vierfache genommen haben und mit 19.911 Stück für 1953 hart an der 20.000 Stück- Grenze stehen; sie weisen in dem Jahrzehnt einen Gesamtgeschäftslauf von 146.709 Stücken auf, an denen das KA. mit 39.313, das AVA. mit 34.564, die GD. mit 25.633, das HHStA. mit 23.321, das VA. mit 12.897 und das FuHKA. mit 11.082 Stücken beteiligt sind. Doch erst die Aufschlüsselung dieser Zahlen ergäbe, in Zusammenhang mit den wissenschaftlichen und technischen Tätigkeitsbereichen der Archive gestellt, ein annähernd voll­ständiges und individuelles Tätigkeitsbild; jedoch fehlt es hiezu teilweise noch an der einheitlichen Erfassung und Auswertung. a) Behördliche Tätigkeit. Die behördliche Tätigkeit der Archive teilt sich in 2 Gruppen: die Tätigkeit für die Vorgesetzten und anderen Behörden und die eigene be­hördliche Tätigkeit, wie sie als Ausfluß der Betrauung mit dem Beglau­bigungsrecht in der Anfertigung von beglaubigten Abschriften aus den verwahrten Beständen an Privatparteien besteht; dazu gehört auch die Ausstellung von amtlichen Bestätigungen über dienst- und personalrecht­liche Sachverhalte von Personen, die zu irgendwelchen Zeiten einmal in solchen Beziehungen zu Ämtern, Behörden oder Dienststellen gestanden sind, deren Registraturen dann als Archivkörper in die Archive abgeliefert wurden: Verwendungs-, Dienstzeit- u. a. Bestätigungen. Die sozialrecht­liche Gesetzgebung in der Altersversorgung, Anrechnung von Vordienst­zeiten für aktiven Dienst und Ruhegenußbemessung etc. haben hier den Archiven ein ziemlich ausgedehntes Tätigkeitsfeld gebracht, das sie vor 1918 bzw. 1938 nicht oder fast nicht kannten und das sie gegenüber der Vergangenheit auch in etwas in den Strom des Gegenwartslebens einbe­zogen hat. Von dieser Tätigkeit war außer dem AVA. besonders das KA. mangels einer militärischen Zentralbehörde stark berührt; die Zahl der­artiger Erledigungen stieg im KA. von 1058 Stück im Jahre 1947 auf rund 3700 im Jahre 1954 an, wobei mit einem Absinken dieser Zahl in naher Zukunft nicht gerechnet werden kann; in Summe wurden im letzten Jahr­zehnt im KA. rund 20.000 Personalfälle bearbeitet33). 32) Siehe Anhang 1. 8a) Inventar des KA. Wien, 1. Bd., S. 37 ff.

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