Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BLAAS, Richard: Die Gedächtniskapelle in Queretaro und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko

Die Gedächtniskapelle in Queretaro 207 gen erscheint und von einer Regierung der anderen telegrafisch mitgetheilt wird. IV. Beide Gesandte begeben sich baldmöglichst auf ihren Posten und werden ebenso mit dem üblichen Zeremoniell empfangen. V. Die Vertreter werden in ihren Antrittsreden nicht die mindeste Anspielung auf die Ver­gangenheit machen. VI. Die Vertreter haben sich vor Allem mit dem Ab­schluß des neuen Freundschafts- und Handels-Vertrages auf Grund der Meistbegünstigung zu befassen“ 57). Auf Wunsch Mariscal’s wurde dieses Promemoria sofort telegrafisch der k. u. k. Regierung mitgeteilt. Der von der mexikanischen Regierung gemachte Vorschlag entsprach den Inten­tionen des k. u. k. Außenministers, ohne Protokoll oder geschriebene Kon­vention lediglich durch eine einfache Übereinkunft die beiderseitigen Be­ziehungen wiederaufzunehmen. Graf Goluchowski zögerte daher nicht, dem Wunsche der mexikanischen Regierung Rechnung zu tragen und nun seinerseits Entgegenkommen zu zeigen. In einer geheimen Weisung vom 22. März 1901 an die k. u. k. Botschaft in Berlin 58 *) wird der Botschafter angewiesen, die deutsche Regierung um die Vermittlung ihres Vertreters in Mexiko bei den kommenden Pourparlers zu ersuchen. Gleichzeitig wurde Prinz iFürstenberg ermächtigt, die Zu­stimmung der k. u. k. Regierung zu den mexikanischen Vorschlägen dem Präsidenten der Republik mitzuteilen30). Bei der am 23. März den öster­reichischen Vertretern gewährten Audienz gab Fürstenberg die Annahme des mexikanischen Promemoria durch die k. u. k. Regierung bekannt, „wor­auf sich der Präsident“, wie es im daraufbezüglichen Bericht heißt, „erhob und mir die Hand schüttelnd mich bat, Euer Excellenz und der k. u. k. Re­gierung seinen wärmsten Dank auszusprechen. Es wäre schon längst sein Wunsch gewesen, diesen dunklen Punkt aus der Geschichte Mexiko’s zu löschen“ 60). Damit war die Hauptfrage eigentlich erledigt; so schwierig sich die Anbahnung der Verhandlungen gestaltet hatte, so leicht und ein­fach war ihr Abschluß. Fürstenberg gesteht selbst ein, daß das Entgegen­kommen auf mexikanischer Seite so groß war, daß es nicht vieler Energie 57) Pol. Arch. XXXIV/9, a. a. O. Chiffretelegramm vom 16. März 1901. 58) Pol. Arch. XXXIV/9, a. a. O. „Wie wir voraussehen konnten, haben die leitenden Persönlichkeiten in Mexiko den dortigen Aufenthalt des Fürsten Khe- venhüller zum Anlaß genommen, um die Frage der Anknüpfung diplomatischer Beziehungen zwischen der k. u. k. Monarchie und der mexikanischen Republik zu ventilieren ... da die mexikanische Regierung die Wiederherstellung der Be­ziehungen zur k. u. k. Monarchie wünscht und eine solche auch unseren Inten­tionen entspricht, mir ferner die zwischen Herrn Mariscal und dem Prinzen Fürstenberg vereinbarten Punkte annehmbar erscheinen, so ermächtige ich den Prinzen telegrafisch, dem Herrn Minister des Äußeren unsere Zustimmung zu erklären.“ 39) Ebenda. Chiffretelegramm an Fürstenberg vom 22. III. 1901. 60) Ebenda. Bericht Fürstenbergs nr. 5 vom 25. März 1901.

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