Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BLAAS, Richard: Die Gedächtniskapelle in Queretaro und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko

Die Gedächtniskapelle in Queretaro 205 offizielle österreichische Delegation über Paris nach Madrid, wo bereits andeutungsweise Besprechungen mit dem dortigen mexikanischen Ge­sandten, Herrn Iturbe, geführt wurden. Der Gesandte Iturbe sprach sich hiebei lebhaft dafür aus, daß sein Staatschef nunmehr in irgendeiner Form aus der wenigstens offiziell passiven Haltung herausträte, welche er bislang lediglich aus Rücksichten eingenommen habe, die seit seiner jüngsten Wiederwahl entfallen wären54 55 * *). Am 11. März 1901 traf die Delegation in Veracruz ein. Der Empfang, der ihr in Mexiko bereitet wurde, ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß man sie trotz des inoffiziellen Charakters als Vertretung der k. u. k. Regierung ansah. Die beiden österreichischen Reisenden wurden wirklich, wie Profirio Diaz dies dem Fürsten Khevenhüller versichert hatte, mit allen republikanischen Ehren empfangen. Der Extrazug des Präsidenten stand schon seit fünf Tagen im Hafen bereit, um sie in die Hauptstadt zu bringen, zur Begrüßung in Veracruz waren außer dem Militärgouverneur von Veracruz drei Adjutanten aus der persönlichen Umgebung des Präsi­denten, darunter ein Neffe desselben, erschienen. In der Hauptstadt wurden sie am 13. März am Bahnhof vom Chef de la Maison Militaire des Präsi­denten willkommen geheißen und in den Equipagen des Regierungschefs zum Hotel geleitet. Die offiziellen Blätter brachten spaltenlange Berichte über die Ankunft der illustren österreichischen Gäste58). Alles deutete daraufhin, daß man sozusagen ungeduldig auf die Wiederherstellung der Beziehungen zu Österreich-Ungarn gewartet habe. Am Tage nach der Ankunft der österreichischen Vertreter machte der Finanzminister, Herr 54) Ebenda. Bericht aus Madrid nr. 22, vertraulich, vom 22. Februar 1901. •— Es war in Wien nicht unbekannt geblieben, daß die Königin-Regentin von Spa­nien sich lebhaft für die Wiederherstellung des diplomatischen Verkehrs zwi­schen Österreich-Ungarn und Mexiko interessierte und man hatte deshalb daran gedacht, Spanien die Vermittlerrolle anzutragen. Weil aber der mexikanische Gesandte in Madrid bei den Besprechungen mit den österreichischen Vertretern allzusehr durchblicken ließ, daß er auf den Gesandtschaftsposten in Wien speku­liere, wurde Prinz Fürstenberg abgeschreckt, die Verhandlungen durch ihn füh­ren zu lassen. Darin wurde er noch nach seiner Ankunft in Mexiko bestärkt. Der mexikanische Außenminister wünschte die Inanspruchnahme der deutschen Vermittlung. Spanien, das sich aus seiner Vermittlertätigkeit eine Stärkung seines Prestiges in Mexiko erhofft hatte (vgl. Bericht des deutschen Gesandten vom 7. Mai 1901), fühlte sich übergangen und war einigermaßen verstimmt. Anläßlich der Einführung des neuen mexikanischen Gesandten in Wien nahm aber Mexiko die Intervention der spanischen Regentin in Anspruch (vgl. Tel. aus Madrid vom 6. Juli 1901). 55) Ebenda. Tel. Fürstenbergs aus Mexiko vom 13. III. und Bericht nr. 1 vom 14. III. 1901. The Mexican Herald vom 13. März überschrieb seinen spalten­langen Artikel: Austrian Princes — Noted Foreigners Received With Every Honor. — Specially welcomed at the Station in the Presidents name“ und „El Impartial“ vom 12. März 1901 schrieb: Llegada de Principes Austriacos a Vera­cruz (Beilagen zu obigen Bericht).

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