Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BLAAS, Richard: Die Gedächtniskapelle in Queretaro und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Mexiko

200 Richard Blaas ging durch die Verehelichung der Besitzerin mit Herrn Santiago R. Jimeno, einem Bürger der Vereinigten Staaten aus Kalifornien, in dessen Besitz über. An der Gedenkstätte waren wohl schon seit längerer Zeit anstelle der drei einfachen Holzkreuze drei Gedenksteine auf gerichtet worden (Abb. 1). — Warum sich Dr. Kaska nunmehr vor Beginn des Kapellenbaues (1897) nicht neuerlich bemühte, den Hügel käuflich zu erwerben, ist nicht recht ersichtlich. Es dürfte wohl die Annahme berechtigt sein, daß die mexika­nische Regierung nur gewillt war, die Kosten für den Bau aufzubringen und nicht auch jene für den Ankauf des Grundes. Dieses Versäumnis wirkte sich in der Folgezeit sehr nachteilig aus und führte, wie noch gezeigt wer­den wird, zu einem jahrelangen Rechtsstreit um den Besitz der Kapelle und kostete schließlich dem mexikanischen Staat mehr als der Kapellenbau selbst. Vorläufig war jedenfalls nur die Kapelle wichtig und auch sie nur als Mittel zur Erreichung eines konkreten politischen Zieles, nämlich der Wiederaufnahme der Beziehungen zur k. u. k. Regierung, um damit auch die letzten aus den Ereignissen von 1867 resultierenden Ressentiments aus der Welt zu schaffen. Da man auf die Erwerbung des Baugrundes ver­zichtete, genügte für die Errichtung des Baues die Zustimmung des Grund­besitzers, die sich Dr. Kaska Ende 1897 sicherte35). Für die Erlangung der Baubewilligung durch den Gouverneur des Staates Queretaro, Don Fran­cisco Cosio, waren Dr. Kaska vom Präsidenten Diaz bereits alle Wege geebnet worden36). Zu Anfang des Jahres 1898 konnte Dr. Kaska dem Fürsten Khevenhüller bereits mitteilen, daß der Kapellenbau gesichert sei37). Der Bauplan wurde vom Architekten Maximilian von Mitzel aus Coyoacan entworfen (Abb. 2) und Mitte Mai 1898 von Dr. Kaska dem kongresse, Romero, mit der Besitzerin, deren Freund er war, in Unterhandlungen zu treten, daß sie mir den Berg verkaufen solle. Trotz seinem Versprechen, sich der Sache anzunehmen und öftem Mahnens meinerseits, kam die Angelegenheit nicht zu Stande. Ich wollte damals dem unglücklichen Kaiser ein einfaches Denk­mal setzen aus schwarzem Orizaba-Marmor. Die Zeichnung, welche ich noch besitze, lieferte mir der verstorbene Bildhauer Isias.“ 3B) Ges. Arch. Mexiko, a. a. O. Korrespondenz Dr. Kaska-Jimeno 1897—1902; Jimeno an Kaska, Querétaro 15. Nov. 1897. 36) Ebenda, Korrespondenz des Gouverneur Cosio mit Kaska die Kapelle betreffend 1897—1901. 37) Ebenda, Kaska an Khevenhüller, Brief vom 18. Januar 1898: „Durch­laucht! Unsere Angelegenheit hier ist im schönsten Gange, die Kapelle wird gebaut... Die Kapelle wird nur dem Andenken des Kaisers Maximilian gewidmet sein. Der Minister des Äußern H. Mariscal meinte, es wäre der conservativen Partei wegen gut, auch die Namen der mit dem Kaiser gestorbenen Generäle mit einzubeziehen, aber auf Ihren Brief hin, in welchem Sie ausdrücklich be­tonen, nur für den Kaiser, wurde davon Abstand genommen. Nun wird, Durch­laucht, Ihre Arbeit drüben beginnen, und da bin ich überzeugt, daß bei Ihrem guten Willen und Ihrem Einflüsse das beabsichtigte Einverständnis zu Stande kommen werde.“

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