Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 475 Das Obersthofmeisteramt wieder wird mehr oder weniger stillschwei­gend für die Schwierigkeiten, die die Kommission zu überwinden hatte, verantwortlich gemacht. Der Leiter der Hofbibliothek sieht sich allein aus dem Grunde, um „dem an sich noch so unberechtigten Vorwurf“ vorzu­bauen, „daß das Unternehmen an zu geringem Wohlwollen unsererseits scheiterte“, veranlaßt, auf ein weitgehendes Entgegenkommen der Aus­stellungskommission gegenüber zu plädieren63). Nach der Aktenlage hat das Obersthofmeisteramt die Bestrebungen der Kommission weitgehendst gefördert. Ob hiezu ein kaiserlicher Befehl nötig war, ob Fürst Hohenlohe der Ausstellung persönlich ablehnend gegenüber­stand, steht hier nicht zur Diskussion. Tatsächlich hat diese Ausstellung das Obersthofmeisteramt nahezu zwei Jahre in Atem gehalten. Es hat mit den ihm unterstehenden Instituten einen nicht geringen Teil der durch die Ausstellung verursachten Arbeiten getragen. Es hat den Ausstellungspark zur Verfügung gestellt und weitgehende finanzielle Opfer gebracht. Es hat seine Kustoden durch ihre Beteiligung an den Subkommissionen und durch wiederholte Durchforschung der verschiedenen Kataloge und Anfertigung von Auszügen und Verzeichnissen für die Arbeiten der Kommission einge­setzt, die noch lange nach Schluß der Ausstellung 64) mit der Rückführung, Überprüfung und dem Einordnen der Ausstellungsobjekte beschäftigt waren. Es hat seinen Beamtenstab in den Dienst der Ausstellung gestellt, sie zu kommissionellen Erhebungen und Lokalaugenscheinen gesendet, Hunderte von Eingaben durch sie erledigt und Bewilligungen für die auf Ausstellungsdauer beabsichtigten Bauten, Beleuchtungs- und Verkehrs­anlagen, ferner für alle Arten von Verkaufspavillons erteilt. Das Oberst­hofmeisteramt hat seinen Instituten nicht zuletzt die Bewilligung zur Ausstellung der in den kaiserlichen Sammlungen befindlichen Objekte gegeben. Es haben vier Hofinstitute mit 939 Gegenständen ausgestellt, wovon auf die Hofbibliothek allein 683 Gegenstände entfielen. Man kann daher mit Recht behaupten, daß sich das Obersthofmeisteramt um das Zustandekommen der Ausstellung große Verdienste erworben hat. Daß das Obersthofmeisteramt aus dem Gefühl seiner Verantwortung heraus auf die Wahrung der Tradition bedacht war und sich in der Frage der Mitwirkung der Hoftheater auf der Ausstellungsbühne ablehnend ver­hielt, diese Haltung kann man Hohenlohe bei seiner Gebundenheit an die Tradition nicht verdenken. Ebensowenig, daß es, sobald es von einer Ver­anstaltung der Fürstin Metternich hörte, einen gelinden Schrecken empfand, bedeutete dies, wenn diese Veranstaltungen auch gemeinnützigen Zwecken und dem Ansehen Wiens dienten, auf alle Fälle und in jeder Beziehung eine Belastung seiner Beamten und seiner Institute, die auf diese Weise dem regulären Dienst entzogen wurden. os) OHA. 10/44, 1892, ZI. 1671; H. B. 145 vom 15. März 1892. 64) Die Ausstellung wurde am 9. Oktober 1892 geschlossen und die Bureaus mit Ende Oktober aufgelöst.

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