Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

NECK, Rudolf: Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich

Rezensionen 521 genaue Beschreibung der Handschrift und ihres hauptsächlich religiös­allegorischen Inhaltes und geht den genannten Trägern dieser Sekte historisch nach. Was noch bleibt und der weiteren Forschung überlassen wird, ist die theologische und sektengeschichtliche, sicherlich lohnende Auswertung. Auch eine humoristische Episode, die sich um den Bärenbrunnen auf dem Kürschnerhof zu Würzburg zugetragen hat, wo der schon auf gestellte Bär der Kürschnerzunft, als Persiflage auf einen Hofrat Peter Franz Behr aufgefaßt, plötzlich verschwinden mußte, ist von Heinz Wirsing aufge- deckt worden (S. 207—220). Hans W illmann bringt einen Beitrag zur Schulgeschichte des Landes mit dem Bericht über die gräflich Castell’schen Studienanstalt, die sich von 1797 bis zur Auflösung, 1816, bei sehr individu­eller Erziehung einen guten Ruf erworben hat, aber nach der Mediatisierung der Grafschaft nicht mehr erhalten werden konnte. Sehr beachtlich ist schließlich der letzte der größeren Aufsätze, jener des schon erwähnten Heiner Heimberger: Das gefeite Dorf (S. 263 bis 307). Es ist erstaunlich, wie vielseitig und reichhaltig diese Studie über Wegkreuze im Gebiet zwischen Neckar und Main ausfiel. Durch Kreuze wurde schon zur Zeit der Ablösung des Heidentums durch das Christentum das Dorf vor Seuche, Hunger und Unwetter „gefeit“. Die verschiedensten Formen ein- und zweibalkiger Kreuze bezeichnen nicht nur die Landschaft oder das Alter, sondern sind auch mit weitabliegenden Kult- und Wallfahrts­stätten in Zusammenhang zu bringen. So ist etwa das spanische Caravaca- kreuz von Wien her in der Zeit des österreichisch-spanischen Habsburger­reiches nach Franken gedrungen. Auch bestimmte Andachtsformen, etwa die zu den fünf Wunden seit dem 16. Jahrhundert sind durch an den Kreuzen angebrachte Zeichen zu erkennen. Unglaublich reich ist diese Ikonographie der Kreuze mit ihren verschiedensten Symbolen; leider muß der Autor jedoch feststellen, daß seit den letzten 50 Jahren eine ungeheure Sinn­entleerung der religiösen Symbolik der Wegkreuze vor sich gegangen ist, so daß es kaum mehr Zimmerleute gibt, die jene Ornamentik noch in ihrem geistigen Besitz haben, daß zudem Holzkreuze vor den steinernen ver­schwinden müssen. Umso wertvoller ist für uns diese gründliche und bahn­brechende Arbeit. Auf diese Aufsätze folgen einige kürzere Beiträge, die hier nicht im einzelnen angeführt werden, da ihr Interesse zumeist auf Franken be­schränkt ist. Es kommt darin vorwiegend die kunsthistorische Sparte zur Geltung. Es schließen sich die Anzeigen und Besprechungen von Büchern, vor allem solcher über die Landschaft, das Bistum und die Stadt Würz­burg, an. Ganz besonders dankenswert ist die dem Jahrbuch beigelegte erste Lieferung eines Bandes mainfränkischer Geschichtsquellen des Mittelalters in Regestenform. Es handelt sich um eine Sammlung von etwa 2700 Original­urkunden, die als Besitz des früheren Historischen Vereins von Unter­franken und Aschaffenburg im Bayrischen Staatsarchiv Würzburg liegen und die nun durch Professor DDr. Wilhelm Engel in sehr ausführlichen Regesten, in denen jeder wichtigere Begriff im lateinischen Ausdruck in

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