Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

BENNA, Anna Hedwig: Preces Primariae und Reichshofkanzlei (1559–1806)

92 Anna Hedwig Benna seiner Bittbriefe neben dem Hinweis auf die alte Gewohnheit ausdrück­lich auf die päpstliche Verleihung26). Die Einhaltung der Preces Induite erfolgte durch die Obödienzgesandt- schaften, welche im 16. und 17. Jahrhundert an die Stelle der römischen Krönung traten'27). Diese Obödienzgesandtschaften leisteten den Päpsten das Schutz- und Gehorsam versprechen, das bisher einen Teil des Zere­moniells der Kaiserkrönung ausgemacht hatte28). Seit dem Westfälischen Frieden waren diese Gesandtschaften nicht mehr als eine Notifikation des Regierungsantritts. Von einer päpstlichen Approbation der Kaiserwahl konnte keine Rede mehr sein. Leopold I. unterließ die Entsendung der Obödienzgesandtschaft und stellte, um nicht in Konflikte mit der Kurie zu kommen, bloße Expektanzen statt Bittbriefen aus. Trotz der gewaltigen Erschütterungen, welche die Kirche im Zeitalter der Reformation erlitten hatte, die ihr gewaltige Einbußen an Kirchengut brachten, konnte das kaiserliche Bittrecht behauptet werden. Verzicht des Nominationsrechts zugunsten geistlicher und weltlicher Fürsten gab es schon seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts. 1304 erreichte der Erzbischof von Köln die Überlassung des Bittrechts in seiner Diözese29), 1559 bemühte er sich vergeblich darum30), 1613 verzichtete Kaiser Mathias zugunsten der drei geistlichen Kurfürsten auf das Bittrecht innerhalb ihrer Diözesen und Suffraganbistümer31). 1639 erhielt der Mainzer das Bittrecht auch für die Diözesen Worms und Speyr32). 1615 sicherte sich Erzherzog Leo­pold Bischof von Straßburg das Bittrecht in seiner Diözese33), 1637 er­suchte Erzherzog Leopold Wilhelm um die Nomination der kaiserlichen Prezisten in seinen Hochstiftern Straßburg, Passau, Halberstadt und 01- mütz 34), 1658 überließ Leopold I. dem Erzherzog Sigismund Franz die Nominierung der Prezisten in seinem Bistum Hildesheim35). 1620 über­ließ Ferdinand II. dem Bischof von Speyr die Nomination der Prezisten in seiner Diözese36). Die Gesuche der Fürstäbtissin von Essen 1764 und * 82 * 84 85 86 26) ... ad predecessorum nostrorum imitationem ex inveterata consuetudine etiam apostolica auctoritate ... dazu Feine, a. a. 0., S. 29. 27) H. v. Zwiedinek-Südenhorst, Die Obödienzgesandtschaften der deutschen Kaiser an dem römischen Hof im 16. u. 17. Jahrhundert, AÖG, 58 (1879), S. 171, 175 f. 2S) Dazu Eduard Eichmann, Die Kaiserkrönung im Abendland, 1, 2 (1942). 29) Bauer, a. a. O., S. 90. 3°) pp. 22. Schreiben des Erzbischofs von Köln (1559 XI 10) Vmk.: Mt stelt die resolution diser Sachen noch zur zeit ein. 3i) PP. 21. 82) Ibidem. 33) PP. 15. 84) Ibidem. 85) Ibidem. 86) PP. 21.

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