Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.

Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V. 75 Diese Schreiben waren in Regensburg verfaßt worden, als im Kaiser bereits der Entschluß zum Schmalkaldischen Krieg reifte72). Die folgenden Ereignisse in Deutschland waren nur möglich, weil an der persischen Grenze neue Kämpfe ausbrachen und die Handlungsfreiheit der Türken stark eingeengt wurde73). Trotz der französischen Störungen und der Un­ruhen in Siebenbürgen bewiesen der Sultan und seine Vezire in den nun folgenden Jahren bis 1552 gegenüber dem Westen eine ungewohnte Mäßi­gung. Jede Nachricht von türkischen Niederlagen im Osten wurde von der habsburgischen Politik mit Erleichterung verzeichnet und die eigenen Ent­schlüsse danach gerichtet74). Aus diesem ganzen Zeitabschnitt besitzen wir aber nur einen einzigen Hinweis in einer orientalischen Quelle, daß 1551 wieder ein Gesandter Karls über Hormuz zum Schah gekommen sei 75). Als Karl 1553 einen persisch-türkischen Waffenstillstand befürchten mußte, versuchte er mit portugiesischer Hilfe, den Konflikt neuerdings zu verschärfen76). Tatsächlich konnten noch einmal im folgenden Jahr die Schwierigkeiten bei den persisch-türkischen Friedensverhandlungen die Lage Ferdinands in Ungarn etwas erleichtern 77). 1555, zur Zeit, als sich Karls Abgang von der politischen Bühne bereits anzukündigen begann, wurde in Amasia zwischen Sultan und Schah der Friede geschlossen. Süleiman hatte nun freie Hand in Europa und konnte hier sofort ganz anders auftreten 78). Ferdinands Aussichten waren trübe. Man dachte in Wien an ein Bündnis mit christlichen Mächten, auf Persien setzte man jetzt keine Hoffnun­gen 79). Erst nach Karls Tod 1559 wollten Ferdinand und Philipp II. wieder mit portugiesischer Hilfe eine Allianz mit dem Schah zustande bringen80). Doch scheint es zu einer Gesandtschaft damals nicht gekommen zu sein. Auch die Pläne Maximilians II. in der Zeit seiner Türkenkämpfe, im Verein mit Spanien eine große Koalition zu errichten, der neben Venedig auch Persien und Moskau angehören sollten, kamen nicht zur Ausfüh­re) K. Brandi, Kaiser Karl V., 1. Bd. 3. Aufl. München 1941, S. 470 f. 73) Charriére, 2. Bd., 1850, S. 11 ff. Hamme r, 3. Bd. S. 282 ff., 312 ff. Auch Süleiman wartete seinerseits eine Klärung der Lage in Europa ab, ehe er gegen den Schah vorging. (G. R i b i e r s, Lettres et memoires d’estat, 2. Bd. Paris 1677, S. 127 ff.) 74) Berichte Veltwycks von 1547 April (Türkei I, Kart. 7), L a n z, 2. Bd. Nr. 595, S. 601. Aug. v. Druffel, Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahr­hunderts. 1. Bd., 1873 Nr. 194, S. 141. 2. Bd. 1880, passim. 75) Horn, Denkwürdigkeiten Tahmäsps, S. 9. 76) Druffel-K. Brandi, Briefe und Akten 4. Bd. 1890, Nr. 205, S. 218. 77) A. a. O., Nr. 414, S. 448, vergl. auch Nr. 485, S. 520, L a n z, 3. Bd., 1846, Nr. 962, S. 602. 78) Druffel-Brand i, 4. Bd., S. 679, Anm. 5. 70) Denkschrift über die Türkenfrage vom September 1555 in Türkei I, Kart. 12. 80) G. Turba, Venetianische Depeschen vom Kaiserhof, 3. Bd., Wien 1895, S. 111.

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