Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.

70 Rudolf Neck Da auf die Rückreise des Petrus Maronita von Persien aus nichts mehr erfolgt war, sandte der Kaiser den Johannes Balbi aus seinem Gefolge an den Schah* 30 * * * * * *). Balbi empfahl sich als Johanniter zweifellos im besonderen Maß für einen solchen Auftrag. Der Orden hatte im Jahrhundert vor seiner Vertreibung von Rhodos beim Zustandekommen verschiedener antitürki­scher Koalitionen der orientalischen Staaten eine oft verborgene, aber stets wirksame Rolle gespielt 37). Noch 1514, kurz vor Tschaldyrän, sandte Isma'il einen Gesandten ,auf eine gefahrvolle Reise durch türkisches Gebiet nach der Insel. Wenn sich der Orden dann nach dem türkischen Sieg auch scheute, offen einzugreifen, so scheint er doch an dem Zustandekommen des im Jahre 1515 zwischen Persien und Ägypten geschlossenen Abkommens mitgewirkt und die Verbündeten mit Artillerie und Munition versorgt zu haben. Schon als junger König von Spanien war Karl vom Großmeister des Ordens durch regelmäßige Berichte über die Lage im Orient auf dem laufenden gehalten worden38 39). Auf dem Reichstag von 1522 hatte man dem Kaiser empfohlen, sich wegen der persischen Bündnispläne beim Groß­meister Rat und Hilfe zu holen 30). In der Instruktion für Balbi vom 18. Februar 1529, die noch immer auf Schah Isma'il lautete, kommt Karl noch einmal auf die Gesandtschaft des Petrus Maronita zurück, entschuldigt sein Zögern mit dem Hinweis auf die europäischen Verwicklungen und erklärt sich jetzt zu umfassenden mili­tärischen Operationen in Ungarn und im Mittelmeer bereit, während der Schah mit aller Macht von Osten her angreifen sollte. Zunächst war aller­dings der Sultan in Ungarn in Offensive und Karl konnte seinen Bruder in den kritischen Tagen des Jahres 1529 nur mit der schwachen Hoffnung auf eine Erleichterung durch einen persischen Angriff trösten40). und Karls Antwort 1528 Nov. 8., Toledo (Belgien PA. Fasz. 4) bei Bauer ­R. Lacroix, Korrespondenz Ferdinands I., 2. Bd., 1. Hälfte 1937, Nr. 240, S. 325. 30) L a n z, a. a. O., Nr. 113, S. 292. P i o t, S. 47 ff. E. Charriére, Négo­tiations de la France dans le Levant. 1. Bd., Paris 1848, S. 173 f., Anm. 3. P. Gayangos, Calendars of State Papers, 3. Bd., 2. Teil, 1877, Nr. 633, S. 908, mit falschen Lebensdaten Isma'ils! Zinkeisen, 2. Bd., S. 751 f. Bauer­Lacroix, a. a. O., 2. Bd., 2. Hälfte, 1938, S. 508 f. Anm. 37) F. de S a 11 e s, Annales de l’ordre de Malte, Wien 1889, S. 96. Mont e­risi-Botarelli, Storia politica e militare dei sovrano ordine di S. Giovanni, detto di Malta, 1. Bd. Mailand o. J., S. 275 und 293. 38) Großmeister Fabricius an König Karl v. Spanien 1518 August 3., Rhodos. (HHStA., Staatenabteilung Malta, Fasz. 1), worin auf vorhergehende informa­tive Schreiben Bezug genommen wird. 39) W r e d e, 3. Bd., Nr. 8, S. 61 ff. Die Rolle der Ritterorden in der Diplo­matie seit dem späteren Mittelalter würde eingehendere Untersuchungen ver­dienen. 40) Karls Instruktion für Nogarola, 1529 Sept. 23. (Belgien PA Fasz. 5) bei Bauer-Lacroix, 2. Bd., 2. H., Nr. 356, S. 807.

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