Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

WINTER, Otto Friedrich: Der Bestand „Archivbehelfe“ des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs

Österreich 335 höher führenden Entwicklung sind; die Zusammensetzung des Be­standes „Archivbehelfe“ ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, daß die jeweils Maßgebenden ihr „Inventarisierungsprogramm“ selten in der Rei­henfolge eines nach praktischen Erfordernissen auf gestellten Planes in Angriff genommen haben, der neben der richtigen Einschätzung der von ihren Mitarbeitern zu erwartenden Resultate auch auf die organische Ein­beziehung des schon Vorhandenen und die Möglichkeiten des Anknüpfens einer kommenden Generation an ihr Werk Rücksicht nimmt. So ist mancher Behelf ein nur für einen Teil des betreffenden Bestandes gültiges Frag­ment geblieben, mancher infolge der Umschichtung der zugehörigen Be­stände wertlos oder im günstigeren Falle schwierig an Hand einer Kon­kordanz oder von Randnotizen zu gebrauchen; zeitweise erfuhren Bestände eine Inventarisierung, ohne daß bekannt war, daß ihnen selbst eingehendere Verzeichnisse als die neu hergestellten beilagen 53), einige Bestände, wohl die als wichtigste angesehenen, wurden mehrere Male repertorisiert, andere wieder sehr stiefmütterlich behandelt. In Hinsicht auf die Gründlichkeit der Angaben sind alle Formen, von Stückverzeichnissen mit eingehenden Regesten bis zu summarischen Aufstellungsverzeichnissen mit Angabe nur der Zeitgrenzen der Faszikel vorhanden. Ein gar nicht kleiner Teil der Behelfe — besonders der Zettelkataloge — ist als Nebenprodukt der wissen­schaftlichen Publikationstätigkeit der Beamten oder als Gelegenheitsarbeit entstanden und dementsprechend oft von engumgrenztem Wert; ja es haben auch „Zettelkataloge“ in den Bestand Aufnahme gefunden, die nach nicht erkennbaren Grundsätzen zusammengestellte Regesten enthalten (z. B. AB. 531, 532). Im Nachfolgenden soll eine Übersicht über die einzelnen Phasen der Inventarisierung gegeben werden, unter Kennzeichnung der jeweils maß­gebenden Grundsätze und Anführung der in ihnen entstandenen Teile des heutigen Bestandes. 1749 — um 1800. Gleich in den ersten Anfängen ergab sich als eine der wesentlichsten Aufgaben die Schaffung von Nachschlagbehelfen; in einem Bericht des Freiherrn Johann Christoph von Bartenstein vom 18. November 1753 wird dies als die Hauptaufgabe bezeichnet54). Die sehr zögernd voranschreitende Neuordnung des Archivs in eine künstlich ge­bildete österreichische, böhmische und ungarische Abteilung zur Zeit Rosenthals behinderte auch die Inventarisierung, sodaß erst von Roschmann und Weinkopf der größte Teil der dieser Epoche angehörenden Behelfe stammt. Es liegen chronologische Repertorien (AB. 374 a, e, 387 b, c, e), ein „Repertorium materiarum“ der österreichischen (AB. 374 b) und böh­mischen Urkunden (AB. 387 a) sowie Generalindexrepertorien aller drei Gruppen vor (AB. 374 c, d, 376/1, 2; 387 d, 390; 397 a, b), die mit Ausnahme der AB. 376/1, 2 und 390 nach der Ordnung des Generalkatalogs 1913/16 als AB. 1 aufgestellt waren. Ferner sind hier Auszüge bzw. Rege­sten zur älteren Serie der Reichsregisterbücher von Strahl (AB. 324, 325), 53) Bittner, a. a. O., S. 146*. 54) Bittner, a. a. O., 139*. Auszug des Berichtes bei Winter, Die Gründung des HHStA., Archiv f. österr. Gesch., 92. Band, S. 49 ff.

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