Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

WINTER, Otto Friedrich: Der Bestand „Archivbehelfe“ des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs

322 Archivberichte 2. Übersicht über die nicht im HHStA. entstandenen Teile des Bestandes, gegliedert nach Provenienzen. Die Mannigfaltigkeit der provenienzmäßigen Zusammensetzung des Bestandes „Archivbehelfe“ spiegelt das Vorhandensein von über 200 Ar­chiven und Archivteilen im HHStA. wider; sie ist zustande gekommen dadurch, daß viele Archive in geordnetem Zustande übernommen wurden, sodaß man von der Anlage neuer Repertorien absehen konnte, aber auch dadurch, daß man ungenügende Verzeichnisse mangels des Vorhandenseins besserer — zunächst vorläufig — in die Archivbehelfreihe aufnahm, die auch nach der Anfertigung moderner Behelfe als „außer Gebrauch gesetzt“ dort verblieben 18); der weitaus größte Teil der über 250 außerhalb des HHStA. entstandenen Behelfe besitzt heute nur mehr Bedeutung für Spe­zialfragen oder für archivwissenschaftliche und Provenienzforschungen. Nach der Art ihres Entstehens lassen sich die außerhalb des HHStA. ent­standenen Behelfe in mehrere Gruppen einteilen: a) In den Kanzleien der Behörden zur Erleichterung der Geschäfte angelegte und fortlaufend ge­führte Protokolle, Materien- oder Personen-Indizes; hierher gehören auch die bei den Behörden anläßlich der Übergabe von Schriftgut an das HHStA. oder die von amtlichen Kommissionen im Zuge von Aufteilungsverhand­lungen über fremde Archive angefertigen Verzeichnisse, b) Die auf Grund von Ordnungsarbeiten in Behördenregistraturen erwachsenen Verzeich­nisse. c) Repertorien und Inventare von früher selbständigen Archiven und Sammlungen, auch Privater, die mit denselben ins HHStA. übertragen wurden, und sonstige Zusammenstellungen aus anderen Archiven, d) Im HHStA. aus den Beständen zusammengestellte Sammlungen von Schrift­proben von Beamten verschiedener Behörden. Eine Entscheidung darüber, welcher der Gruppen a)—c) ein Archivbehelf zuzuweisen ist, kann infolge der ungünstigen Schicksale vieler der im StA. vertretenen Bestandgruppen und der Dürftigkeit der Nachrichten nicht bei jedem Stück mit Sicherheit gefällt werden; die Forschungen über die Amts­führung der betreffenden Kanzleien und Registraturen sind noch nicht so weit gediehen, um an ihre Ergebnisse anknüpfen zu können. Auch haben die selektionierende Methode bei den Einlieferungen und archivalische Aus­einandersetzungen die Zusammenhänge oft so zerrissen, daß man für die Feststellung von Abfassungszeit und Provenienz bei vielen Stücken auf den Schriftbefund und andere, aus ihnen selbst herauszufindende Hinweise angewiesen ist. Die nachstehende Übersicht ist eine Zusammenfassung der für das Gesamtinventar erarbeiteten Einzelergebnisse19). a) Die in der Reichskanzlei angelegten Amtsbehelfe sind nur bruchstückhaft an das HHStA. und hier nur zum Teil zu sehr verschiedenen 18) Erstaunlich ist, daß die Zusammenfassung so vieler verschiedener Pro­venienzen in einem künstlichen Bestand im wesentlichen mit der Anlage des Generalkatalogs 1913—1916 zusammenfiel, also in einem Zeitpunkt vorgenom­men wurde, in dem das Provenienzprinzip schon als oberste Richtschnur der Ordnungsarbeiten im HHStA. anerkannt war. 19) Nähere Angaben, etwa über Verfasser und Inhalt, sind dort in der Über­sicht der Archivbehelfe und in den Erläuterungen zu den einzelnen Beständen nachzulesen.

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