Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
WINTER, Otto Friedrich: Der Bestand „Archivbehelfe“ des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs
318 Archivberichte liefernden Behördenregistraturen, oder für den Amtsgebrauch in den Kanzleien bestimmte Indizes u. dgl., aber auch erst bei Übergabe der Archivalien angelegte Listen — in dasselbe gelangten; die nach von der ursprünglichen Ordnung abweichenden Grundsätzen vorgenommene Neuaufstellung erforderte ein sofortiges Einsetzen der Eepertorisierungstätigkeit auch im HHStA. selbst, sodaß also von den ersten Anfängen an die zwei großen Gruppen von Provenienzen, außerhalb des Archivs entstandene und im Archiv angefertigte Behelfe, vorhanden waren. Eine geschlossene Aufstellung der Archivbehelfe, getrennt von den Beständen, wurde zunächst nicht durchgeführt; in dem „Repertorium über die Acten des k. k. geh. Hausarchivs, ao. 1790“, das Weinkopf zwischen 1784 und 1806 anfertigte (AB. 2/1), erscheinen „Inventare“ und „Repertorien“ 7) eingefügt in den Abschnitt „Bücher“, neben verschiedenen anderen Arten gebundenen Archivgutes, die im Archiv hergestellten Behelfe sind in einer Rubrik „Auf dem Kasten, der im der Mitte des Gewölbes steht“ zusammengefaßt 8). An dieser Art der Aufstellung wurde in den nächsten Jahrzehnten scheinbar nichts geändert, die durch Zuwächse und den Fleiß der Beamten, besonders zwischen 1820 und 1840, neu hinzukommenden Behelfe wurden wohl einfach zu den schon vorhandenen gelegt. Den Anstoß zu einer umfassenden Signierung und Verzeichnung der Archivbehelfe gab Chmel; unter seiner Anleitung begann Rosner 1842/43 die später von Rosenauer fortgesetzten „Übersichten der im Gebrauch stehenden Repertorien und Cataloge“ (AB. 16), in denen unter I die Urkun- den-Repertorien (signiert I—XXVIII), unter II die „Reichs- u. österreichischen Acten-Repertorien“ (signiert A—EE) und unter III die „Cataloge der Bücher, Deductionen und Manuscripten-Cataloge“ (signiert 1—9) aufscheinen. In einem Bericht über die Archivarbeiten9) betont Chmel die Bedeutung dieser Maßnahme für die Erhöhung der „practischen Brauchbarkeit“ des Archivs; seine Behauptung, die Behelfe wären alle „durch die successive Arbeitsamkeit der k. k. Archivs-Beamten ... angefertigt“ worden, entspricht nur mit Einschränkungen den Tatsachen, es sind z. B. die unter Repertorium XXI bis XXV angeführten Behelfe mit den belgischen Archiven ins HHStA. gelangt. Die Zahl der einzelnen Bände betrug nach Chmels Bericht 113 — darunter 21 „ältere, durch die neueren zwar überflüssig gewordene, jedoch aus mehreren Gründen noch immer aufzubewahrende“ —, die „allein einen ziemlich geräumigen Kasten“ 10) füllten. Zur Erleichterung des Gebrauchs der Repertorien war von Chmel ein „Generalrepertorium aller Urkunden 7) Unter anderen „Putsch“ D und E, damalige Signatur ZZ, heute AB. 335 und 336, und „Register über das Grätzer Archiv“, damalige Signatur XX, heute AB. 344/8. 8) Es sind dies die chronologisch bzw. nach Materien geordneten Repertorien der Ürkundenabteilungen aus der Zeit Rosenthals und Roschmanns, später AB. 1, heute AB. 374 a—d, 387 a—d, 397 a; vgl. Abschn. 3. ») Reg. d. HHStA, ZI. 50/1843. 10) Die Vermerke über den Aufstellungsort im AB. 16, fol. 8, zeigen jedoch, daß die Bibliotheks- und Handschriftenkataloge im „Arbeitszimmer“, in der „Bibliothek“ und „Kleinen Bibliothek“ und im „Direktionszimmer“ verteilt waren.