Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

AUER, Erwin M.: Kulturgeschichtliche Ordensforschung

304 Erwin M. Auer denskundlicher Aufsätze und Notizen — letztere sind vielfach in den Re­gistern nicht berücksichtigt! — erscheint daher als die dringendste biblio­graphische Vorarbeit, die jedoch nutzbringend nur auf der Ebene der Landesforschung geleistet werden kann. Überdies empfiehlt es sich, Sonder­drucke eigener Arbeiten der jeweiligen Landesbibliothek zur Verfügung zu stellen, da Sonderdrucke selbständig erschienenen Werken gleichgestellt und ähnlich diesen verkartet werden. Bei der Bearbeitung der Bibliographie einzelner Orden wird es ferner von Vorteil sein, jene Arbeiten, die Neues bringen und daher weiterführen, durch bestimmte Zeichen, etwa vorge­stellte Sternchen, oder durch verschiedene Schriftgrade oder -typein hervor­zuheben. Das Weglassen von Arbeiten, die frühere Studien zur Hauptsache ab- oder ausschreiben, würde nämlich den Überblick über den Ablauf der Erforschung eines bestimmten Ordens erschweren und den Wert der Biblio­graphie mindern. Konnte die Durchsicht der erschienenen Literatur das bisher erreichte Forschungsergebnis klar umreißen, so ist die Sammlung aller erreichbaren Quellen die zweite unerläßliche Vorarbeit wissenschaftlicher Forschung. Zur Erläuterung der Wichtigkeit dieser Vorarbeit sollen folgende drei große Quellengruppen der Ordeinskunde, nämlich die der Archivalien, der Denkmale in den Ordens- und Kostümsammlungen und der Abbildungen kurz beleuchtet werden. Eine systematische ordenskundliche Durchforschung aller in Betracht kommenden Archive für einen oder mehrere Orden eines Landes ist im deutschen Sprachgebiet vor 1918 kaum versucht worden. Die Ordensarchive selbst waren damals noch im Besitz des Ordens oder des Herrscherhauses und wurden nur in Ausnahmsfällen und auch dann lediglich in sehr be­schränktem Umfang der Wissenschaft zugänglich gemacht. Meist wurde daher die Ordensgeschichte von einem der Ordensoffiziere geschrieben, die durch die Schweigepflicht über die internen Ordensvorgänge gebunden waren und daher nur jene Daten aus dem Archiv veröffentlichen durften, die nach der zeitbedingten Meinung des Souveräns oder Großmeisters und im Interesse des Decorums des verleihenden Hauses zur Veröffentlichung geeignet erschienen. Aber nicht nur die Ordensarchive, sondern auch die übrigen Archivkörper des Landes verlangen eine sorgfältige Prüfung unter modernen Gesichtspunkten. Die Archivbestände der mit den auswärtigen und den Militärangelegenheiten betrauten Dienststellen verraten manches über die gewährte oder verweigerte Trageerlaubnis ausländischer Orden. Verschiedene Ressorts besaßen interne Normen für die periodische Aus­zeichnung ihrer Beamten. Der Hinweis endlich auf die Archivalien der Kameral- und Finanzdienststellen, die nicht nur im Hinblick auf die ein­fließenden Taxen für die Ordensforschung interessant erscheinen, möge in der Beispielsführung dafür genügen, daß der Blick des Wissenschaftlers nicht allein den Ordensarchiven oder ihren erhaltenen Resten gelten darf. Die Beamten der Archive und Museen — letztere haben oftmals zu ihren Objekten auch Archivbestände gesammelt4) — geben aus ihrer 4) So konnte z. B. die Wagenburg des Kunsthistorischen Museums in Wien seit 1947 mehrere interessante Archivbestände zur Wagenbaugeschichte erwer­ben und museal bearbeiten.

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