Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

AUER, Erwin M.: Kulturgeschichtliche Ordensforschung

MISZELLEN Kulturgeschichtliche Ordensforschung. Von Erwin M. Auer (Wien). (Mit 4 Abb.) Jeder wissenschaftlich arbeitende Mensch, der mit eigenen Studien die Forschung erfolgreich fördern will, muß sich stets der nach Epochen und Generationen wechselnden Ziele und Methoden seines Forschungsgebietes bewußt sein. Der wissenschaftliche Standort der Ordenskunde wird durch die Tatsache bestimmt, daß sie nicht wie etwa die gegenwärtigen Ordens­kanzleien der einzelnen Staaten nur die jeweils zur Verleihung gelangenden Orden und Ehrenzeichen als Forschungsobjekte betrachtet, sondern sich auch, und zwar in der Hauptsache, mit erloschenen, also bereits zur Ge­schichte gewordenen Auszeichnungen beschäftigt. Die Ordenskunde reiht sich daher von selbst in den Kreis der Geschichtswissenschaft ein und ihre Stellung wird ähnlich jener der Wappen-, Siegel- oder Geschlechterkunde am sinnfälligsten mit der Bezeichnung „historische Hilfswissenschaft“ Umrissen. Der Wiener Kulturhistoriker Alphons Dopsch beantwortete in den Zwanzigerjahren die Frage eines Hörers, wo man Näheres über die Ver­leihung eines bestimmten Gnadenpfennigs finden könne, mit dem Hinweis, daß zwar eine umfangreiche Ordensliteratur existiere, aber man dürfe ihres dilettantischen Charakters wegen von ihr über eine allgemeine Orientierung hinaus kaum wissenschaftliche Auskünfte erwarten. Die Entwicklung, wel­che die Ordenskunde als Forschungsdisziplin seither dank des Zustroms vorgebildeter Historiker genommen hat, sei durch die lediglich beispiels­weise Anführung der Arbeiten Neubeckers, Scheffers, Holzmairs, Kliet- manns oder Coreths *) gekennzeichnet. Daß aber trotz dieser vorbildlichen Arbeiten der Dilettantismus auf dem Gebiet der Ordensliteratur auch heute noch nicht zur Gänze ausgestorben ist und erst wieder vor kurzem durch * S. 1) 0. Neubecker, Ordensritterliche Heraldik, in: Der Herold für Ge­schlechter-, Wappen- und Siegelkunde, Bd. 1, Görlitz 1940, S. 17 ff. — C. G. U. Scheffer, Stora Amarantsorden historia. Stockholm 1942. — E. Holzmai r, Die Zeichen österreichischer Damenstifte, in: Numism. Zs., Bd. 73, Wien 1949, S. 1 ff. — K. G. K1 i e t m a n n und O. Neubecker, Ordens-Lexikon. Berlin 1951 ff. — A. C o r e t h, Der „Orden von der Stola und den Kanndeln und den Greifen“, in: Mitt. d. Öst. Staatsarchivs, Bd. 5, Wien 1952, S. 34ff. — Für die früheren Forschergenerationen sei lediglich beispielsweise auf die ausge­zeichnete Arbeit C. Gärtners, Geschichte und Verfassung des 1701 für den salzburgischen Landadel errichteten militärischen Ruperti-Ritter-Ordens nebst dem Ordens Codex und dem Verzeichnisse aller bisherigen Ritter, Salzburg 1802, verwiesen.

Next

/
Thumbnails
Contents