Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
HAUPTMANN, Ferdinand: Österreich-Ungarns Werben um Serbien 1878–1881
Österreich-Ungarns Werben um Serbien 1878—1881 135 gelüste unterstützen?23) Wie 1878 den Serben helfen und sie doch nicht zu groß werden lassen? Ohne einheitliche Leitung mußte Österreich über Ungarn und beide über das nationale Problem stolpern. Treffend betonte daher Kalnoky in seinem Schreiben an Andrássy 1879: „Die Zukunft birgt manche schwere Gefahren, Österreich-Ungarn braucht sie nicht zu fürchten, wenn es einig und entschlossen ist im Wollen und Handeln. Treten die Gefahren näher, so m u ß die Führung des Reiches einer Hand anvertraut werden. Und dann ergibt sich der Reichskanzler von selbst“ 24). 2. I) Der damalige serbische Außenminister Jovan Ristic urteilt über dieses Neugebilde: „Ein Volk, das bisher nichts für seine Freiheit getan hatte, sah sich mit einem Male nicht nur frei, sondern auch als Herr des eigenen Staates von vier Millionen Einwohnern, eines Staates, der größer als jeder andere nationale Staat auf der Balkanhalbinsel war. Außerdem wurde dieses durchaus künstliche Gebilde auf so günstiger geographischer Grundlage errichtet, daß es im Falle der Verwirklichung mehr Widerstandskraft in sich besessen hätte, als die beiden anderen Balkanstaaten, Rumänien und Serbien, zusammen.“ (Ristic, a. a. 0., S. 134.) *) Südland L.: Die südslawische Frage und der Weltkrieg. Wien 1918. S. 350 ff. 3) Hauptmann L.: Geografska podloga nacionalnog problema u Austro- Ugarskoj monarhiji. (Hrvatski Geografski Glasnik No. 8—10 [1939]) S. 63—68. 4) cf. besonders S ü d 1 a n d, a. a. O., S. 621 ff.; Anrich E.: Die jugoslawische Frage und die Julikrise 1914 (Beiträge zur Gesch. d. nachbismarcki- schen Zeit und des Weltkrieges, hrsg. von Kern F. 12/1931, S. 14, 29 ff.; G 1 a i s e- Horstenau E.: Franz Josefs Weggefährte. Das Leben des Generalstabschefs Grafen Beck. Zürich-Leipzig-Wien 1930. S. 184); „Perdre la Dalmatie ou prendre la Bosnie, c’est dans ces termes précis que la question se pose aujourd’hui pour nous“ — sagte am 30. IV. 1878 Andrássy zum französischen Botschafter in Wien (Documents diplomatiques Frangais 1871—1914. Ministére des affaires étran- géres. Commission de publication des documents relatifs aux origines de la guerre de 1914. 1. Serie [1871—1914], Bd. 11/1930 No. 295) (= DDF II). 5) Anrich, a. a. O., S. 35. 6) Aide-mémoire Andrássys vom Dezember 1876 — Leidner F.: Die Außenpolitik Österreich-Ungarns vom deutsch-französischen Kriege bis zum deutsch-österreichischen Bündnis 1870—1879. Diss. Kiel 1934. S. 61. 7) Ibidem S. 62. 8) Stenographische Sitzungsprotokolle der Delegation des Reichsrathes XI. Session, Sitzung vom 6. XII. 1878. 9) Ibidem X. Session, Sitzung vom 29. V. 1878. 10) Anrich, a. a. 0., S. 44; auch ein französisches Urteil aus dem J. 1873 erklärt in ähnlicher Weise die Schwierigkeiten und Rücksichten der österreichischen Politik. (DDF I. No. 241.) II) Ströll M.: Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien. (Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Bd. LI. Leipzig 1892) S. 34. 12) MatlekovitsA.: Die handelspolitischen Interessen Ungarns. (Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Bd. XCIII. Leipzig 1901) S. 4. i») Ibidem S. 8. >4) Ibidem S. 16.