Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

BACHMANN, Hanns: Zum Urkundenwesen der drei bayrischen Landgerichte Kufstein, Kitzbühl und Rattenberg einschließlich des Zillertales im 14. Jahrhundert

12 Hanns Bachmann Die Herzogsurkunden nennen einigemale München als Ausstellungsort. D,a die meisten aus der Herzogskanzlei in München hervorgegangen sind, könnten sie nur in Verbindung mit dieser behandelt werden. Die Ablaßbriefe stammen durchwegs aus ganz verschiedenen Kanzleien. Auch sie könnten nur im Zusammenhang mit den betreffenden Bischofs­kanzleien behandelt werden. Von ihnen läßt sich sagen, daß sie wohl durch­wegs von landfremden Leuten geschrieben wurden, die zum Land- oder Stadtgericht in keiner Beziehung standen. Einen deutlichen Hinweis auf den Ausstellungsort geben die in den Urkunden genannten Zeugen. Im Großteil der Urkunden erscheinen unter den Zeugen Bürger der Städte Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg. Zum mindesten ist fast in jeder Urkunde mit Zeugen einer als Stadtbürger nachweisbar. Da die in den Urkunden genannten Personen, wenn sie auch Bürger sind, nicht immer ausdrücklich als solche bezeichnet werden, ist anzunehmen, daß sich auch unter den nicht näher bezeichnten Zeugen Bürger befinden. Schon diese Tatsachen allein, die Nennung des Ausstellungsortes und der Bürger als Zeugen, würde auf das Stadt- oder Landgericht als Be­urkundungsstelle schließen lassen, dafür spricht aber am deutlichsten die häufige Besiegelung durch den Richter oder Pfleger, sowie auch deren Auftreten als Zeugen. Zum erstenmale erscheint 1344 der Pfleger des Landgerichtes Kitzbühel, Ott der Pienzenauer, als Siegler in fremder Sache10). Die Ausstellerin ist die Witwe nach Friedrich Gräswein, der einer längere Zeit nachweisbaren und angesehenen Kitzbühler Bürgersfamilie entstammt, während der Emp­fänger in Fieberbrunn auf dem Gute Steinbach zu suchen sein dürfte. 1361 verkauft Hanns der Swab, ein Kitzbühler Bürger, an die Pfarr- leute in dem Gericht zu Kitzbühel ein Gut in dem Puchlach. Es kann damit nur das Stadtgericht gemeint sein. Besiegler ist Rudolf von Rosenheim, Richter zu Kitzbühel11). 1362 wird ein Vergleich zwischen den Kitzbühler Bürgern und Chunrad dem Techerer ab dem vordem Hegel geschlossen12). Diesmal siegelt der Pfleger „von der herschaft wegen“. Die Herrschaft ist ja nichts anderes als das Gericht. In weiteren sechs Urkunden tritt der Richter von Kitzbühel als Siegler auf13). Auch im Rattenberger Gericht siegelt häufig der Pfleger und Richter in fremder Sache. 1316 der Hauptmann der Feste, 1367 der Richter, dann 1382, wobei der Aussteller der Walcherbauer von Kundl ist. 1385 ist er 10) A.B. IV. Nr. 931. 11) A.B. IV. Nr. 1196. >2) A.B. IV. Nr. 1199. 13) A.B. IV. Nr. 1207, 1208, 1209, 1211, 1231.

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