Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)
SANTIFALLER, Leo: Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs
Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs 13 großer Wahrscheinlichkeit erschlossenen Deperdita und ebenso diejenigen Formulae imperiales, die von Mühlbacher wegen der Tilgung aller individuellen Merkmale nicht unter besonderen Nummern aufgenommen sind; in dieser Zahl sind ferner außer den in Urschrift, Abschrift oder als Formel oder sonstwie überlieferten eigentlichen Diplome auch die Kapitularien, Mandate, Briefe u. a. enthalten. Von diesen 687—700 Urkunden sind etwa 170—180 Stücke verloren, d. h. wir haben von ihrem einstmaligen Vorhandensein nur durch gelegentliche, meist in anderen Urkunden enthaltenen Erwähnungen Kenntnis. So verbleiben rund 518 Stücke, u. zw. 498 Nummern nach Mühlbachers Regesten, 18 Formulae imperiales, die bei Mühlbacher nicht mitgezählt sind, und zwei erst später bekanntgewordene Diplome für Val Fabbrica und für Oliba. Unter diesen 518 Urkunden zählen wir etwa 24 Fälschungen ohne echte Vorlage. Von den verbleibenden rund 494 Urkunden gehören die ersten vier der Zeit an, in der Ludwig König von Aquitanien war; alle übrigen, also rund 490 Stücke, beginnend mit dem Jahre 814, stammen aus der Kaiserzeit Ludwigs d. Fr. In Hinsicht auf die Empfänger verteilen sich die Urkunden nach Ländern ungefähr in folgender Weise: 244 für Frankreich, 147 für Deutschland, 46 für Italien und 9 für Spanien; rund 40 Stücke enthalten Kapitularien, Instruktionen, Rundschreiben, Briefe u. ä. Von rund 518 Urkunden sind uns nach Mühlbachers Regesten 96 Stücke im Original, alle übrigen aber in späteren Abschriften überliefert. Seit der Bearbeitung von Mühlbachers Regesten wurden, wie es scheint, einige weitere Originale bekannt, denn Tangl zählt zirka 112 Originale1). Eugen Meyer, der Bearbeiter Ludwigs d. Fr. in den Monumenta Germaniae Historica, zählt dagegen nur 101 heute noch vorhandene Originale; bei mehreren Stücken liegt vielleicht Nachzeichnung des 9. Jahrhunderts vor, und ebenso erscheint bei drei in Paris befindlichen Stücken die Originalität unsicher. Die Originale verteilen sich im wesentlichen nach dem Stande der Mühlbacher Regesten ( = BM.) sowie nach den Angaben von Eugen Meyer und auf Grund von Auskünften der betreffenden Archivverwaltungen auf folgende Archive: Amiens Privatbesitz: Böhmer-Mühlbacher n. 820 für Kloster Corbie Arezzo Archivio capitolare: 700 für Graf Hagano; 701 für Kirche von Arezzo Auxerre: 705 für Domkapitel von Auxerre Carcassonne: 872 für Suniefredus; ferner das neuerdings bekanntgewordene Diplom für Graf Oliba (Annál, du Midi 61, fase. 4) 1) Tangl, M.: Die Tironischen Noten in den Urkunden der Karolinger. In: Archiv für Urkundenforschung, Leipzig, Bd. 1 (1908), S. 107.