Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen
Kosmas der Ätoler und seine Prophezeiungen 421 Straße einem Kleriker begegnen, werden sie sich umdrehen und ihren Weg nicht fortsetzen.“ Ü.: Als die Kleriker dies hörten, fühlten sie eine große Trauer. Der Boden schien ihnen zu erzittern und ihre Stellung erschüttert zu sein. Sie warfen ihre Priestergewänder von sich und die 30 bis 40 Kleriker wandten ihr Gesicht dem Heiligen zu, als ob sie ihn um Erbarmen anflehten. „Heiliger“, sagten sie, eine schwere Betrübnis kommt über uns“ und sie zeigten ihm ihre Gewänder. Der Heilige aber faßte seinen Bart und sagte: „Betrifft das etwa mich ? Bin ich von eurem Stande ? Ich sage euch, daß dieses Unglück an einem Tage ein treten wird. ‘ ‘ 55. „Nach dem allgemeinen Kriege wird der Wolf mit dem Schaf leben.“ Ü.: Die Menschen lachten auf. Sie fühlten eine unaussprechliche Ereude, da sie hörten, es werde eine beneidenswerte Zeit kommen, in welcher die Schlechten mit den Guten leben werden, in Eintracht die Gerechten mit den Ungerechten, indem sie sich gegenseitig ohne böse Absicht die Hand zur Hilfe reichen werden. 56. „Glücklich, wer nach dem allgemeinen Krieg lebt. Er wird mit silbernen Löffeln essen.“ Ü.: Es ist unmöglich, die Freude zu schildern, als die Menschen hörten, daß die Welt nach soviel Unglück zu einem solchen Glück aufsteigen werde. K.: Mit diesen Worten beendete der Heilige seine Lehre in Buliarates im Jahre 1777. Kalyvopulos schließt mit den Worten: „Es gibt noch andere Prophezeiungen des hl. Kosmas und es wäre mein sehnlichster Wunsch, wenn auch andere meine Sammlertätigkeit nachahmen würden, um das Werk des Heiligen zu verewigen, dem der Epirus und vor allem der Nordepirus vielen Dank schuldet für die zahlreichen Dienste, die er ihm erwiesen hat. Der hl. Kosmas war ein großer Patriot und ein großer Christ.“ Wenden wir uns nun der Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit dieser Weissagungen zu, ohne die eine Auswertung für den Historiker nicht möglich ist, so können wir sie kaum mit den Brüdern Kalyvopulos, die in ihnen echte Aussprüche des Kosmas sehen, als solche betrachten, auch nicht, wenn man von der Umwandlung der sprachlichen Form des 18. Jahrhunderts in die Sprache der Gegenwart absieht1). Wir wollen auch dem Argument, daß ') Die Übersetzung bemüht sich, den umständlichen Stil des Kalyvopulos beizubehalten, hat jedoch allzulange Exkurse desselben weggelassen (bei 40 über den Völkerbund, bei 54 über die soziale Frage und die Aufgaben der Gebildeten).